Marktlenkung, Kundenwunsch oder Versagen?

Diese Frage bewegt nicht nur mich seit Wochen. Ich hatte auch einige Zuschriften und Fragen sowohl von Händlern als auch von Kunden. Auch in so mancher B2B-Gruppe wird das seit Längerem diskutiert.

Ich möchte daher offen fragen: Lenken aktuell die Großhändler/Hersteller gezielt den Handel Richtung Einweg und Pods? Und dadurch auch weg von Mods, Tanks, Longfills, Aromen und co? Oder hatte man so schlechte Verkaufszahlen, dass die Abkehr von „klassischen Produkten“ unumgänglich war? Und zwar so unumgänglich, dass man sie fast pauschal nicht mehr anbieten kann?

Ich hatte über Weihnachten einfach mal bei Innocigs, als einem der 3 großen Importeure in den Onlineshop geschaut, was man so anbietet. Und ich habe mir „Akkuträger“ rausgepickt. Es gab 16 Modelle mit wechselbarem Akku. Davon 3 mit 2 Akkus. 2 Lost Vape Modelle mit 200w jeweils nur in Carbon/Schwarz und die Aegis Legend 2 in „Rainbow“ oder „Blau/Rot“.

Und 13 Modelle mit einem Akku in meist auch nur in wenigen Farben.

4 Wochen später sieht es nicht viel anders aus. Es haben sich nur Details geändert. Stand heute sehe ich 15 Modelle.

Da dies aber kein Innocigs Bashing sein soll: Beim Rest sieht es zwar etwas, aber nicht viel besser aus. Ich spar mir aber das Zählen. Viele „gängige“ Modelle sind nur in wenigen Farben und Ausführungen lieferbar. Im Handel regelmäßig nachgefragte Modelle sind seit Monaten kaum lieferbar. Selbst „normale“ Ersatzteile wie Bubblegläser haben teils >50 Tage Lieferzeit.

Seit Wochen kann man von Shops hören, dass diese auf bestellte und teils auch bezahlte Ware in „verkaufbaren“ Farben warten. Aktuelle Modelle sind oft einmal kurz lieferbar und dann monatelang gar nicht mehr, während der Großhandel einen teils mehrfach am Tag anruft wegen Einwegmüll. Aber auch „alte Modelle“ gibt es kaum noch.

Was man als Shop nicht da hat, kann man nicht verkaufen!

Das ist nichts Neues. Das gleiche Thema haben wir schon seit 2017 mit Aromen. Wer keine anbietet, wird auch keine verkaufen und daher dieses Segment an Kunden nicht bedienen.

Natürlich ist mir klar, dass im Jahr 2022 Pods und Einweg mittlerweile den Markt dominieren.

Aber dominieren diese so sehr, dass es nachvollziehbare wirtschaftliche Gründe dafür gibt, dass man als Importeur und Großhändler Akkuträger quasi auslistet?

Oder will man den Markt so lenken?

Dass große Teile des Handels die Zukunft in Einweg, Pods und 10ml Fertigliquids suchen, ist allgemein bekannt. Und für Umsteiger ist das definitiv (bis auf Einweg) auch nicht falsch. Genau wie für viele „normale“ Dampfer, die einfach nicht mehr rauchen wollen.

Nur verprellt man sich damit die Hobbykunden. Man muss nicht viel für die da haben, aber etwas schon.

Schon vor Längerem hatte ich dazu mal angemerkt, dass ich glaube, der Markt an sich würde für alle besser laufen, wenn man „damals“ weiter bei 10ml Fertigliquids und Aromen geblieben wäre und nicht alles Richtung Short-/Longfills gezwungen hätte.

Aber das ist Captain Hindsight 🙂

Verständnis für die Lage

Natürlich bietet niemand gerne was an, was sich nicht umschlagen lässt.

Und es ist jedem klar, dass der weltweite Wirtschaftskreislauf nach wie vor nicht rund läuft.

Aber so krass nehme ich das in keiner anderen Branche aktuell wahr.

RTAs und RDAs sind am Markt aktuell relativ tot und das wird noch schlimmer werden. Und das liegt tatsächlich primär am Kundeninteresse. Es liegt aber auch daran, dass viele interessanten Produkte kaum innerhalb von D zu beziehen sind. Die Produkte, die am Markt was „Neues“ bieten, laufen komischerweise. Das ist aber halt nicht Subohm Tank XX. Man versucht es aber oft gar nicht mehr und meldet nicht an. Teils sind die Produkte eh überhaupt nicht in der EU angemeldet, obwohl man hier produziert und verkauft.

Wieso bekomme ich aber die Elfliq und Barjuice Sorten immer noch nicht im deutschen Handel? Da es nikotinhaltige Sorten sind, die in der EU im Handel sind, kann es wohl kaum an den Inhaltsstoffen liegen. Die Regulierung dort ist die gleiche wie hier in dem Punkt. Will man eventuell lieber 5 Einwegs zu 8-10€ je verkaufen anstelle einem 10ml Liquid? Und hält sich einfach den Wettbewerb so fern?

Oder ist man immer noch so sehr im Abverkaufswahn, das man alles andere ignoriert? Und was kommt im Februar? Da ist zu viel noch offen, aber das ist ein anderes Thema.

Euch allen einen schönen Tag