Der Markt oder wenn Leute aufwachen …

oder der Handel vielleicht doch endlich den Kopf aus dem Sand zieht.

Der Trigger für heute ist ein Artikel von Joey und das Dojo von letztem Montag.

Ehe sich mal wieder jemand aufregt:

Der Artikel ist gar nicht verkehrt. Und die 2. Hälfte vom Dojo war mal wieder sehr gut.

Nur kommt mir bei den Aussagen das Grinsen 🙂 .

Fangen wir mit dem Artikel an

Bis auf die (unnötigen) Angriffe auf den VdeH spiegelt der Artikel den Tenor so mancher Dinge wider, die es hier schon 2019 zu lesen gab. Und für die man damals noch als „Schwarzseher“, „Idealist“, „Kommunist“, „Antikapitalist“ oder auch als „Arschloch, das die Branche nur brennen sehen will“ bezeichnet wurde. Alternativ auch als „Hater“, „Neider“ oder sonstiges.

Eine große Kette mit Tabakhintergrund (HES) generiert aktuell massiv Neukunden und Umsatz über die Marge. Und mit Rabattaktionen die sehr wahrscheinlich unter EK liegen.

Sollten sie den genannten 424 RTA wirklich unter 4,49 Euro einkaufen dann wäre der reguläre VK im Handel wohl der Skandal 🙂 .

Und das Fullfillment passiert direkt vom Grosshandel. Ausserhalb der Dampferbranche ein ganz normaler Vorgang heute.

Hier offenbar ein „Skandal“

Wieso eigentlich?

Dass Onliner die Preise für Hardware und Flüssiges ruinieren mit quasi dauerhaften 20-40% Aktionen, ist schon seit mind. 3 Jahren so. Und es beschränkt sich bei weitem nicht auf einen Anbieter. Nur weil der Anbieter einen „Tabakhintergrund“ hat, ist er nicht automatisch „der alleinige Böse“. Ein generischer Artikel dazu, dass aktuell fast alle großen Onliner mit ihren Rabattaktionen die Offis unter Druck setzen, wäre hier besser gewesen.

Ende 2019 hatte ich hier bereits darauf hingewiesen, dass die meisten Probleme der Branche intern gemacht sind. Sei es, dass viele sich zu sehr auf den Hobbymarkt/die Blase konzentiert haben und die Umsteiger komplett vergessen, sei es dass man den Liquidmarkt primär mittels Wunschdenken steuert oder auch dass man ständig die Schuld bei anderen dafür sucht, dass man die eigene Kundschaft und ihre Wünsche nicht kennt. Und daher nicht erfolgreich bedient. Über mangelnde Kritikfähigkeit und Co will ich hier gar nicht reden.

Dazu kommt, dass man den Kunden aus dem Auge verloren hat.

Aromen?

Um nur einen der Punkte aufzugreifen, in dem die Mehrzahl der Shops „hart failen“ um das modern auszudrücken. Das scheint offenbar mittlerweile auch in Teilen des Handels anzukommen. Ich durfte letzten Montag im Dojo hören, dass Aromen wohl doch nicht so irrelevant sind was die Absatzmengen angeht. Wir alle kennen die Aussagen ganz vieler „Marktteilnehmer“ seit ca. 2016, dass ja „niemand mehr Aromen kauft“. Und dass man „sowas nicht mehr im Laden stehen sehen möchte“. Und jeder weiss, was die Meinung hier dazu ist.

Der Konsument sieht das halt immer noch anders, und zumindest der BWL-affine Teil des Handels hat wohl endlich gemerkt, dass man den Kunden hier nicht erfolgreich zwingen kann.

Ich finde Aromen heute zu 95% nur noch Online in großen Shops und selbst da schwindend, weil man lieber einen Longfill verkauft als ein Aroma.

Was machen immer mehr Kunden?

Weichen dahin aus, wo sie das bekommen, was sie suchen. Und da die Neukundengewinnung verpennt wurde, sind die meisten heutigen Kunden eben keine „unerfahrenen“ Umsteiger mehr. Man weiß schon, was es wo gibt.

Das hat auch nichts mit „Geiz ist geil“ zu tun!

Auch wenn das immer wieder behauptet wird! Wenn mein Metzger ums Eck beschliessen sollte mir Schnitzel nicht mehr für 14,90€ das kg lose und roh zu verkaufen sondern nur noch fertig paniert zu 19,90€ das kg, kaufe ich sie woanders. Und den Rest an Fleisch und Wurst gleich mit. Klar gibt es Kunden, die sie lieber fertig kaufen weil sie faul sind. Aber würde den Kunden, die lieber ihre klassischen Schnitzel zum Selbermachen kaufen wollen, jemand Geiz unterstellen?

Und wieso denkt die Dampferbrache dann, dass es bei Long-/Shortfills ok sei das zu tun?

Die Handelskette

Immer mehr kristalisiert sich öffentlich heraus (auch hier war das schon nebenbei das Thema), dass die Lieferkette im Dampferbereich zu lang und zu kostenintensiv ist. Der Hersteller, der „regulär“ über Distri und Grosshandel an die Shops liefert, hat den kleinsten Teil der Einnahmen, muss aber die Herstellungskosten, Labor und Anmeldekosten, Marketingkosten (Samples, Tester und co) und alles, was sonst so anfällt, tragen.

Das wird nicht mehr lange gut gehen.

Und nein – Preiserhöhungen sind hier nicht die Lösung. Ein Markt unter Druck wird preislich immer nachgeben, rabattieren und Co.

Wer denkt es kommt anders, träumt.

Es wird zumindest für die kleineren Anbieter immer lohnender in den direkten Vertrieb zu gehen und sich selbst darum zu kümmern, dass ihre Ware in den Shops steht.

Ansonsten sei allen ein wunderbarer Sonntag gewünscht und Feedback ist willkommen.