Selbstmischer und der Kommerz

Heute gibt es einen Gedankenanstoß. Trigger war zu Beginn ein Rezept, das vor Kurzem auf FB geteilt wurde. Es entstammt einer nicht-kommerziellen Community und steht unter „CC BY-NC-SA 4.0“ als Lizenz und ist bei All The Flavors eingestellt. Es kamen direkt Reaktion, dass allein das Posten des Rezeptes schon kommerzielle Werbung sei. Und außerdem sei das Ganze nicht „angemeldet“ und daher illegal.

Nein, das Posten von Rezepten ist nicht verboten!

Und natürlich ist es nicht automatisch kommerziell! Ganz lustig wird es, wenn diese Vorwürfe von Personen kommen, die bezahlte #beschde Reviews zu gewerblichen Produkten als „redaktionelle Inhalte“ feiern. Und welche selbst im Hersteller/Handelsumfeld unterwegs sind. Doppelmoral vom Feinsten kann ich dazu nur sagen.

Natürlich muss man seine Selbstmischrezepte nicht anmelden. Das ist nur bei kommerziellen Produkten der Fall. Diese müssen mit Laborwerten und 6-monatiger „Stillhaltefrist“ angemeldet sein.

Auch wenn das für so manchen in der Branche sicher das „personifizierte Böse“ ist: Selbstmischen ist nach wie vor legal!

Selbst wenn das Rezept ein „Clone“ eines kommerziellen Produktes wäre, dann wäre es erlaubt. Was hier aber nicht der Fall war. Man kann ein Rezept nicht „patentieren„. Maximal könnte man den Namen oder eine besonders blumige Anleitung noch irgendwie davor schützen, 1:1 übernommen zu werden.

Müssen wir wirklich darüber reden, dass (fast) die ganze Liquidbranche sich eigentlich seit Jahren nur noch gegenseitig kopiert? Dass man teilweise komplette Liquidreihen (schlecht) nachgebaut und zum halben Preis auf den Markt geworfen hat? Teilweise wurde sogar der Name einfach übernommen und maximal leicht anders geschrieben.

Angriffe auf Selbstmischer sind nichts Neues.

Spätestens als man 2017 unbedingt den „Shortfill“ auch in D am Markt durchdrücken wollte, fing das an. Aussagen von „Werbefiguren“ dazu, dass man keine Aromen mehr in Shops sehen will, sind bekannt.

Selbstmischer wissen wenigstens, was bei ihnen im Liquid landet und können sichergehen, dass es zumindest als Lebensmittel zugelassen und erlaubt ist. Bei fertigen Liquids, Long- und Shortfills ist das leider nicht immer der Fall. Oft genug sind sogar ausdrücklich verbotene Stoffe drin.

Mittlerweile findet man sich als Selbstmischer offenbar in der Rolle als Hauptgegner einer Branche und Grund für Klagen wieder.

Belustigenderweise sind wir, wenn es darum geht, uns als „Klagegrund“ anzuführen, ganz viele.

Als es darum ging, Ausreden zu erfinden, wieso die Branche keine Produkte mehr für uns herstellt und verkauft, da waren wir angeblich so wenige, dass es sich nicht lohnt.

Ihr müsst euch schon überlegen, was davon stimmt 🙂

Entweder waren wir schon immer sehr viele (was sich z.b. auch mit Marktbetrachtungen von Ecigintelligence belegen lässt) und ihr wolltet halt lieber an ein paar Kunden Shortfills verkaufen und den Rest ignorieren, ODER wir paar „Freiheitsliebende“ werden jetzt zu Unrecht als Feind einer Branche vor die Politik gezerrt in der Hoffnung, dass diese uns noch stärker und gesondert „reguliert“.

Wie auch immer das aussehen soll!

Mit solchen „Angriffen“ auf die Selbstmischer erreicht ihr genau eins: Die noch verbliebene Blase wendet sich mehr und mehr von den kommerziellen Anbietern ab. Die offenbar heute sowieso lieber Disposables an ein oft zu junges Publikum verkaufen.

Das ist grade zum aktuellen Zeitpunkt eine Entwicklung, die der Branche zu denken geben sollte.

Es kommen harte Jahre auf alle zu, die damit ihr Geld verdienen.

Will man eigentlich 2023 und 2024 ganz ohne Stammkundschaft da stehen oder hat man sich mittlerweile dazu entscheiden, nur noch „closed Pods“ und „Diposables“ als „OK“ zu akzeptieren?

Damit kann der Kunde wenigstens nicht so böse sein und selbst was mischen und dadurch den Handel um den Umsatz betrügen, der diesem zusteht 🙂 . Zumindest aus Sicht von Selbigen.

Dass der eine oder andere Anbieter offen den Weg zum Einweg und „Scheiß auf den Rest vom Markt“ gehen möchte, ist schon zu sehen. Beim Einwegmüll muss man ja auch keine Gewährleistung liefern. Und wenn ich höre, dass ein namhafter Influencer und sein Abfüller ab 2023 nur noch auf Einweg gehen möchte für die gebrandeten Produkte, dann seh ich da den letzten „money grab“ vor dem Ende.

Nur als Tip: Mit diesen Produkten schafft ihr euch selbst ab!

Dafür braucht man keinen Online- wie Offline-Fachhandel. Dafür reichen die Tanke und der Supermarkt.

Die übrigens auch keine 50-75% Marge brauchen, um über die Runden zu kommen. Wenn der Markt das hergibt, nehmen sie diese mit, aber sie können auch ohne. Einen Konkurrenzkampf mit denen könnt ihr nur verlieren.

Das maximale Zugeständnis für viele scheinen 10ml Nicsalt Liquids zu sein.

Aber über die Dummheit der Branche könnte man Bücher schreiben.

Natürlich gibt es auch dort vernünftige und wirtschaftlich solide denkende Teilnehmer. Diese haben meinen vollen und ehrlichen Respekt dafür, dass sie es mit den vielen „Verrückten“, die in Wildwest-Manier agieren, aushalten.

Wenn ich aber erlebe, wie Hersteller verkünden, auch nach dem 01.07.2022 weiter ihre Longfills mit 20ml „Aroma“ in 60ml Flasche am Markt zu halten, dann muss ich lachen.

Egal wer ihr seid und welcher Brand draufsteht (ok Tom mal außen vor, aber selbst der geht auf 10ml), so verschafft ihr euch einen 3€ Nachteil schon zum Beginn der Vermarktungskette. Solange andere auf 3-5% Dosierungen mit der Steuer wechseln, ist das euer Ende am Markt. Dann macht besser einfach gleich zu ….

Glaubwürdigkeit

Das jahrelange Lügen, dass man ohne 15-30 % „Aroma“ nichts auf den Markt bringen könne, was gut schmeckt, das holt jetzt viele ein. So mancher Dampfer, der noch 2020 seinem „Lieblingshersteller“ geglaubt hatte, dass die 20ml Aroma in der 60er-Flasche zwingend nötig sei, der fragt sich jetzt schon, wie er so blöde sein konnte. Denn jetzt sieht er das Produkt mit 3-5ml … und es schmeckt auch gleich.

Allein die Möglichkeit dazu wurde vor Kurzem ja noch bestritten … und wer das infrage stellte, wurde als Hater beschimpft.

Praktischerweise sind die meisten Sprachrohre, die so etwas jahrelang verkündet haben, mittlerweile eh vom Dampfercontent abgerückt und machen was anderes. Dann wird man auch nicht mehr mit den Lügen von vor 18 -24 Monaten konfrontiert.

Realtalk

Uns in der Hobbyblase wird kaum eine Regulierung, die kleiner ist wie ein komplettes Dampfverbot, wirklich hart treffen. Zumindest in der Hardcoreblase ist der Trend zum Mischen schon seit 2020 wieder klar zu sehen. Und das primär, weil wir Coil/Wattekiller leid sind. Dazu kamen diverse Fails der Branche, wie das seit Jahren übliche „Alldays“ plötzlich nicht mehr verfügbar sind oder neuerdings anders schmecken. Man kann den Kunden so auch zum Mischen motivieren 🙂 .

Ob die breite Masse der „nicht Blase“ Dampfer den Weg rein zu 10ml und Einweg mitgehen wird?

Ich bin mir da nicht sicher …. Das wird die Zukunft zeigen.

Euch noch einen schönen Tag