Oder wie die Liquidbranche sich ihr eigenes Grab gegraben hat. Und noch gräbt. Ist ja nicht wirklich SO viel besser geworden 🙂 .
Vorab: Natürlich betrifft das primär ein paar schwarze Schafe!
Mir ist zu 100% klar, dass ganz viele in der Branche sauber und seriös arbeiten. Aber so mancher halt nicht. Aber es mir ist auch zu 100% klar, das viele der Marktteilnehmer sich schon ganz lange rasierklingenscharf am Verbot und der Regulierung langschlängeln. Es werden konstant und immer Wege um die Regulierung drum herum gesucht anstelle sich damit zu arrangieren. Die Folgen sind mehr Regulierung!
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ hatte das Dampfermagazin am 09.04.2021 dazu geschrieben. Und der Überschrift stimme ich zu! Ich hatte den Artikel am Freitagabend auf FB geteilt und ganz kurz kommentiert. Soweit so gut könnte man sich dabei denken. Nur wenn man genauer reinschaut, darf man schon schlucken.
Das Thema Inhaltsstoffe, Deklarierung und co war hier ja schon das eine oder andere Mal Thema.
Ja, mir ist genau bewusst von wann die orginale Pressemeldung ist 🙂 . Die Pressemeldung ist von August 2020 und mir missfällt die Darstellung des Dampfermagazins dazu schon etwas.
Ich mag das Dampfermagazin eigentlich auch wenn ich nicht immer deren Meinung bin. Aber hier haben wir einen Artikel, der im „whitewashing“ zu weit geht. Zumindest meiner Meinung nach. Ich hatte dazu heute Morgen einen Austausch mit einem anderen aktiven Dampfer, der das sehr ähnlich sah.
Der Artikel hier ist auch keine News! Eher ein „Reaction Blogbeitrag“.
Quelle: Bericht der Marktüberwachung Ba-Wü
Die Marktüberwachung war „einkaufen“ und hat das, was sie erworben hat, in Labor geschickt.
„Dazu wurden 57 E Liquids stichprobenartig erhoben. 15 Proben wurden aus Onlineshops bezogen, 42 wurden in Baden-Württemberg im Rahmen der Lebensmittelüberwachung erhoben. Die Proben umfassten 20 nikotinhaltige und 37 nikotinfreie E-Liquids, wovon 27 Proben zudem laut Deklaration Cannabidiol (CBD) in unterschiedlichen Mengen enthielten.“
CBD
Der CBD Part ist einfach eine Schande …
- 4 der Proben enthalten 90-100% des CBDs, für das man als Kunde bezahlt.
- 6 der Proben enthalten enthalten 75-90%
- 10 der Proben enthalten 50-75%
- 7 Proben lagen unter 15%. Teils war gar kein CBD im Labor nachweisbar.
4 von 27 Proben waren also „ok“.
Jetzt könnte man darauf hinweisen, dass der CBD-Markt sehr jung ist. Das ist keine Entschuldigung. Das ist einfach Betrug am Kunden.
Nikotin
Die angegebene Nikotinstärke passte bei den 20 Liquids mit Nikotin wenigstens immer.
- Bei 50% waren tabakrechtliche Verstöße zu vermelden.
- Bei 15% wurde Diacetyl gefunden. Das ist seit 2016 in nikotinhaltigen Liquids verboten.
CLP
- 66% der Produkte, die unter die CLP fallen, waren falsch deklariert.
Die CLP gilt jetzt wie lange? Und immer noch schaffen es 2/3 der Anbieter nicht? Ohne Worte ….
Natürlich wird im Artikel formal korrekt berichtet.
Das Framing sorgt aber dafür, das für den weniger informierten Leser ein einseitiger Eindruck entsteht. Diacetyl war zu dem Zeitpunkt z.B. nur in Nikotinhaltigen Liquids verboten.
Es fallen von den 57 getesteten Produkten nur 20 in die Gruppe, die einem Verbot unterlag. Jetzt kann man 3 von 57 Proben gesamt natürlich als „95% sind unbeanstandet“ verkaufen. Oder halt als „15% der Liquids, in denen Diacetyl verboten ist, haben es trotzdem enthalten“. Ist in dem Kontext das gleiche, aber hört sich schon ganz anders an oder?
Fazit
Wer sich fragt, wieso der Staat mehr und mehr reguliert, findet in solchen Untersuchungen die Gründe.
Klar kann man sagen das „nur“ 3 der Produkte hier verbotene Inhaltsstoffe drin hatten. Das sind 15%! Jeder darf kurz überlegen wie der Aufschrei in anderen Branchen wäre 🙂
Oder das es 2/3 nicht schaffen, die CLP zu erfüllen. Oder 50% schaffen die tabakrechtlichen Vorgaben nicht … ja so was ist rein formal. Aber an so was stört sich eine Marktüberwachung zu Recht.
Wie immer ist Feedback willkommen