Ich hatte vor Kurzem schon mal über den UK-Markt berichtet. Dabei ging es wieder um das Thema Einweg und den massiven Anstieg der Nutzung. Leider auch durch Kinder und Jugendliche.
Und da UK oft ein Vorreiter ist für Dinge, die danach auch bei uns passieren, lohnt es sich, da genauer hinzuschauen. So war übrigens auch 2018 die Implosion des Shortfill Markt dort schon zu sehen, als man hier davon noch nichts hören wollte.
Vorab:
Ja, Disposables sind eine brutale Umweltsünde, kaum zu recyceln und allein deshalb ein NoGo. Zumindest für Menschen, die wenigstens etwas Wert darauf legen, dass mit den Ressourcen schonend umgegangen wird. Das „PET Shot Flaschen sind genauso schlimm“ und „Klimawandel ist eh Fake“ Volk möge bitte weitergehen. Mit euch will ich nichts zu tun haben. Wer gegen E-Autos schimpft, weil die Akkus in der Herstellung ja so böse sind und gleichzeitig Einweg-Dampfen toll findet und hypt (und da gibt es einige!), der ist halt schon weit von der Realität weg.
Aber trotzdem möchte ich heute diesen sehr wichtigen Fakt ausklammern.
Ich möchte dafür einen anderen Punkt aufgreifen.
Den Preis!
Auch wenn ich jetzt schon weiss, dass ein gewisses Publikum aufschreien wird: Der Preis ist gerade im Massenmarkt sehr relevant. Also außerhalb der kleinen Blase, die auch heute noch ihre 20€ für einen 60ml TK Shortfill (Beispiel … man darf gerne andere laufende Marken einsetzen!) zahlt 🙂 . Oder 150€ für einen RTA. Und ja, ich gehöre auch zu dieser „Blase“ 🙂 .
Die 20er Schachtel Kippen liegt in UK bei 10-14£ (nach Sorte). Also merklich über den Preisen hier. Drehtabak kostet um die 25-30£ für 50gr.
Wenn die Kippen anderthalb Mal so viel wie hier kisten und die Selbstgedrehten preislich auf Kippenniveau liegen, dann können Dampfwaren natürlich auch anders bepreist werden.
Grade bei den 60ml Shortfills hat das dort ja lange funktioniert. Heute aber auch nicht mehr.
Im Gegensatz zu Deutschland heißt dort die Konkurrenz eben nicht „20 selbstgedrehte/gestopfte Sargnägel für 2€“.
Ich hoffe, das überfordert und triggert jetzt nicht zu viele, die damit hier in D gnadenlos gescheitert sind 🙂 .
Und jetzt zum „Einwegmüll“ …
Gleichzeitig sehe ich dort seit Anfang 2022 einen rasanten Preisverfall bei den Disposables.
Zu Beginn lagen z.b. Elfbar 600 dort bei ca. 6 £ pro Stück.
Dann fing es damit an, dass man 4 für 20 £ bekommen hat.
Die 5 für 20 £ Angebote folgten.
Oder halt 4 für 14£
Mittlerweile sind sie für 2,99 £ zu haben.
Für Geekbars sehe ich 8 für 20£ Angebote!
Und das sind keine Angebote auf dubiosen Seiten … Das sind bekannte und seriöse große Dampfshops mit Sitz in UK!
Wenn man 3-5 Einwegs für den Preis einer Schachtel Kippen bekommen kann, dann spricht das den Umsteiger alleine vom Preis her schon eher an.
Und dann kann man, zumindest ohne reines Wunschdenken zu verbreiten, darüber reden, dass es eine funktionierende Umstiegsoption für Raucher sein könnte! Auch wenn ich dazu gerne seriöse Zahlen sehen würde 🙂 .
Leider spricht der niedrige Preis aber auch die zu jungen Kunden sehr stark an.
Deshalb gibt es in UK dort bereits erste Bestrebungen, die 2ml Grenze aufzugeben, um durch einen höheren Gerätepreis gerade die Jugend etwas besser fernzuhalten. Dieser Ansatz wird hoffentlich nicht umgesetzt. In den USA sah man leider, was das für Folgen hatte.
Ich hoffe dass UK, was den Einwegmüll angeht, den Verbotsweg geht.
Was man mit den Disposables dort aber auch macht: Man holt sehr viele „faule Dampfer“ ab, die bisher meist Shortfills konsumiert haben und jetzt Richtung Einweg gehen, weil das noch weniger Arbeit und zu den hier aufgezeigten Preisen auch bezahlbar ist. Die haben alles an Hardware daheim. Die Bequemlichkeit gewinnt, wenn sie nicht ZU viel mehr kostet.
Ergo kannibalisiert man den Markt der einheimischen Liquidhersteller zugunsten von chinesischen Anbietern. Eins muss jedem hier bewusst sein: In fast allen Disposables, egal was außen als „Marke“ drauf steht, ist ein Liquid „Made in China“ drin, das der OEM Anbieter dort schon vorher in seinem Sortiment hatte. Ich habe übrigens kein Problem mit chinesischen Liquids per se. Die können das grundlegend genauso gut wie die Firmen hier auch. Und nein, die arbeiten nicht „unsauberer oder so“ als viele der Anbieter hier. Eine gewisse Konsolidierung und vor allem Professionalisierung hier bei uns würde ich schon lange begrüßen. Trotzdem fände ich es schade, wenn die ganze lokale Flüssigkeiten-Branche sterben würde, zugunsten von ein paar OEMs in Fernost.
Ganz anders in D
Hier in D ist es aktuell eher so, dass rauchen merklich billiger ist als Einweg-Dampfen.
Und die Preise für Disposables in D sind seit dem Marktstart der aktuellen Generation Ende 2021 eher steigend!
Habe ich im Dezember und Januar meine Testmodelle noch meist für 5-7€ (je nach Marke) eingekauft, so liegen diese heute bei 8-9€ 🙂 .
Irgendjemand macht sich da gerade in D die Taschen voll 🙂 .
Wenn die Kippenschachtel billiger ist als eine einzelne Disposable, dann werden wohl kaum viele Raucher damit umsteigen. Ja, natürlich wird es einzelne geben, die immer wieder als anekdotische Evidenz her halten müssen. Aber keine Massenbewegung.
Die weiter steigenden Raucherraten in D sprechen da bisher eine recht klare Sprache.
Die Zielgruppe hier ist also offenbar eine andere als in UK.
Hier sehe ich eher die „Sorte Kunden, die jedem Hype folgt“, ein (zu) junges Publikum plus ein paar Umsteiger, denen das mit „probier doch erst einmal, ob das etwas für dich ist“ angedreht wird. Letzteres ist übrigens sehr schade, aber halt finanziell lohnend.
Zumindest für den legalen Markt.
Der Schwarzmarkt verkauft hier seine Elfbar 1500er mit angeblichen 4.5ml für 4-6€. Oder gleich die 2000er oder ähnliche Modelle.
Die erreichen damit also eventuell die angebliche Zielgruppe der Raucher schon.
Nur darf das so nicht sein!
Wenn also in D der Handel mal wieder von Verkaufszahlen wie in UK träumt (was man ja gerne tut), dann sollte man die Preise nicht vergessen, zu denen diese erreicht werden!
Update: Am Tag nach dem Artikel kam ein HES-Newsletter mit einer 5+1 Aktion zur Elfbar. Kauft man 5 zum Preis von 7,95€ (was knapp 1€ unter UVP von 8,99€ ist), dann gibt es eine umsonst.
Wieso kosten die eigentlich in D knapp doppelt so viel wie in UK?
Und ist das der Beginn eines Preisturzes auch hier? Oder kommt das erst mit den kommenden Podkits?
Euch noch einen schönen Donnerstag und bleibt gesund und fit.