Das Video und die Abmahnung …

Ich hab mir 2 Tage überlegt, ob ich überhaupt etwas im Blog dazu schreiben soll. Klar, das Video von Ferhat habe ich auf FB verlinkt, weil es einfach irgendwie „News“ ist. Aber mehr dazu zu sagen, ist so ein Thema, bei dem ich genau weiß, dass es alle Seiten unglücklich machen wird. Joey hat sich schon dazu schon ausgelassen und eigentlich stimme ich ihm hier großteilig zu. In einzelnen Punkten teile ich seine Meinung nicht. Auch seine Motivation könnte ich in Frage stellen – aber ist das hier wirklich relevant?

In diesem speziellen Fall eher nicht.

Denn es geht mir auch nicht wirklich um Ferhat hier. Er ist bei dem Thema nur durch sein eigenes Video zum sichtbaren Symbol der Thematik geworden!

Mir geht es mehr um die Folgen! Und die hat aktuell nicht jeder auf dem Schirm.

Fakt ist, dass Reviews für Geld „juristisch problematisch“ sind.

Das sagen wir hier schon lange und das nicht, weil jemand neidisch ist. Worauf? Seine „Seele zu verkaufen“ für ein paar Flaschen Liquid? Oder für ein paar Starterkits im Monat? Weiter haben es die meisten doch nie gebracht, und um als Influencer ganz oben mitzuspielen, wo wirklich Geld verdient wurde, bin ich zu kritisch und zu unangepasst.

Das Ganze ist ein Thema, da war der Knall abzusehen, obwohl viele das letzten Sommer noch nicht wahrhaben wollten. Und auch obwohl mancher sich noch um den Jahreswechsel und damit nach den Abmahnungen überrascht gezeigt hatte, dass in dem Thema plötzlich was passiert. Wie gerne würde ich hier posten, dass ich falsch lag und ein Gericht es doch nicht als „kommerzielle Kommunikation“ ansieht, wenn Reviewer gegen Bezahlung Reviews machen. Ich sehe das aber nicht kommen.

Weiter muss man bei dem Thema nicht schauen.

Es ist auch egal, ob man es für „moralisch ok“ hält. Und dass natürlich jeder Geld verdienen will und muss. Und kaum einer Lust hat, für sein Hobby noch Geld auszugeben. Alles verständlich. Auch dass in anderen Branchen so was total üblich ist, darf man hier ignorieren. Dort gibt es keine Werbeverbote!

Das ist nicht fair, aber es IST halt so. Willkommen in der realen Welt, in der nicht nur eine Staatsanwaltschaft so etwas verfolgt, sondern auch Abmahnvereine da mitspielen.

Was sie mit Erfolg übrigens nur dann können, wenn der Abgemahnte auch was falsch gemacht hat 🙂

Das hätte auch jedem, der bis 3 zählen kann, schon lange klar sein müssen. Zumindest wenn man es sehen will! Und genau bei dem Punkt könnte ich hier auch drauf hinweisen, wer alles noch vor kurzer Zeit genau das Geschäftsmodell als legal bezeichnet hatte! Nein, das ist heute nicht das Thema.

Was ich nicht verstehe

Wie hat Ferhat das Video so online gestellt? Was hat er sich dabei gedacht? Was hat er erwartet, was passiert?

Wir sind im Jahr 2021 … die Reichweite der Dampfinfluencer ist extrem überschaubar geworden. Auch ihre Glaubwürdigkeit liegt schon lange am Boden, und das ist der wichtigere Punkt. 2017 hätte man eventuell noch einen Shitstorm anzetteln können, der dem Abmahnenden richtig weh tut. Extrem unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen.

Aber 2021?

Keine Chance …

Wieso also dann das Video?

Wenn man nichts mehr zu verlieren hat, dann kann man das wohl probieren!

„Nach mir die Sintflut“ fällt dazu ein. Mehr leider nicht.

Das in dem Video Passagen drin sind, deren Wahrheitsgehalt ich anzweifeln könnte … Schwamm drüber. Es ist de facto egal.

Und jetzt kommen wir zu dem Punkt, den ich heute eigentlich ansprechen will.

Alles bis hier ist eigentlich nur „Background Info“.

Wer da mit wem was gemacht hat? Egal! Wer wie viel für was verlangt hat? Juckt mich hier heute nicht! Der „Beef/Shitstorm/whatever“ ist für mich eigentlich eher Belustigung. Das ist „Entertainment“ und schon irgendwie „News“, aber das war es. Wichtig ist das nicht! Auch wenn so ein „ordentlicher Beef“ schon Spaß machen kann 🙂 .

Der „Präzedenzfall“

Davor habe ich Angst. Wie oben schon angedeutet, werden ich hier keine „dreckige Wäsche“ waschen. Aber dass wir hier jemanden haben, der (auch) für Geld „Reviews“ produziert hat, die sehr oft unter die #beschde Kategorie gefallen sind, wissen wir alle.

Und da liegt das wirkliche Risiko für die ganze Branche begraben.

Was mit Ferhats Kanal passiert? Das ist natürlich für ihn essenziell wichtig, aber die Branche als Ganzes und uns in der Blase betrifft das kaum. Auch keinen der normalen Kunden. Es betrifft die (semi und hauptberuflichen) kommerziellen „Dampfinfluencer“ und die Firmen, die ihre Produkte über den Weg an den Kunden bringen. Und das ist NICHT die Mehrheit der erfolgreichen Firmen!

Der Abmahner hat sich hier einen sehr eindeutigen Fall rausgepickt und zieht es an dem auf. Und da der Abgemahnte es wohl auf ein Urteil ankommen lässt, sehe ich da einen sehr unschönen Präzedenzfall auf die Branche zukommen. Wir hatten das schon 2019 vorausgesagt: Man wird sich einen Fall und einen Influencer rauspicken, der so eindeutig „kommerziell“ ist, dass selbst ein wohlmeinender Richter kaum eine Wahl hat.

Und genau das hat man auch getan.

Und das Urteil wird genau das meiner Meinung nach widerspiegeln. Und einen Präzedenzfall setzen für die Branche, der allen auf Dauer massiv wehtun wird. Denn bei dem klaren Fall wird ein Urteil herauskommen, das wenig Abwägungen enthalten wird und viele klare Ansagen. Weil wir hier zumindest meiner Meinung nach eben nicht von einem Fall in der (sehr breiten!) Grauzone reden, sondern von einem Fall, der glasklar ist.

So zumindest meine Erwartung!

Hätten wir es hier mit einem Fall zu tun, der sich um einen Influencer dreht, der generell unbezahlt Reviews aber mit gestellter Ware gemacht hat, dann könnten wir von dem Urteil dazu mehr Klarheit in dieser Grauzone erwarten. Oder wenn es um „Product Placement“ wie „Coils, Watte oder Liquids“ bei einem RTA/RDA Review gegangen wäre. Da gibt es viele Graubereiche, in denen klarere Regeln vielen das Leben erleichtern würden. Und wo auch „negative“ Urteile am Ende der Branche durch mehr sichere Regeln, an die man sich halten kann, trotzdem helfen würden.

Aber sind wir doch ehrlich zu uns:

Wer für Reviews Geld verlangt, der macht „kommerzielle Kommunikation“.

Und das Urteil wird sich auch genau darauf beziehen und wird in Zukunft als Referenz herhalten, was die ganze Einstufung der Branche angeht!

Zumindest solange bis es abweichende Urteile gibt, weil eben nicht jeder Reviewer dafür Geld verlangt und/oder bekommen hat! Und manche ihre Produkte sogar selbst kaufen! Und auch nicht jeder alles #beschde findet, was er vorstellt.

Aber bis dahin wird es erst einmal heißen:

„Das ist alles Werbung und daher verboten“.

Die Verunsicherung der Reviewer wird steigen. Auch deshalb wie darüber berichtet werden wird. Und außer Reviews sind wenige Möglichkeiten geblieben, auf neue Produkte aufmerksam zu machen. Wobei mir natürlich schon klar ist, wieso man so lange an seinen kommerziellen Sprachrohren festgehalten hat: Weil man dann halt das gewünschte #beschde Ergebnis geliefert bekommen hat, das man haben wollte.

Das ist nicht bei allen so gewesen, aber doch bei (zu) vielen!

Wenn man sich drauf verlassen muss, dass die Kunden oder Hobbyreviewer die selbst gekauften Produkte auch toll finden und weiterempfehlen, ist das zwar ein Garant für langfristigen Erfolg, aber dazu muss das Produkt auch passend gut sein 🙂 . Und man muss es erst einmal zum Kunden schaffen!

Und das schaffen halt nur wenige.

Ich hoffe, das es hier ein paar Gedanken zu dem sehr unschönen Thema gibt, die anders als das reine Pro und Contra sind, was es bisher dazu gab.

Und ich freue mich über euer Feedback