Kritik in und an der Blase

Viele, die schon lange mitlesen haben diesen Beitrag zum Thema Kritik kommen sehen 😉

Jetzt ist er da 😉

Nur vorab: Es geht nicht darum, einen Rundumschlag an alle zu verteilen, einfach der Kritik wegen.

Es geht ausschliesslich um das Verhalten und die Reaktionen vieler im Zusammenhang mit (konstruktiver!) Kritik!

Kritik an sich (und jeder kann sich sicher sein: wir werden viel kritisiert für den Blog) ist nichts Negatives! Natürlich gibt es Kritik, bei der man sich schon fragen kann, ob das wirklich noch unter Kritik fällt, oder vielleicht schon „Hate“ ist. Aber wenn man das ganze mit offenen Augen betrachtet, ist es meistens schon noch Kritik, auch wenn man sie selbst nicht nachvollziehen kann. Leider gibt es auch unreflektierten „Hate“. Das wollen wir nicht in Abrede stellen!

Jeder macht Fehler

Wir genau wie andere. Das ist einfach so. Und solange man daraus lernt, ist das total ok.

Nur sehen wir gerade in der Branche und der Blase viel zu oft, dass Personen Kritik – egal woran, solange es mit ihnen auch nur entfernt zu tun hat – direkt und reflexartig als „Hate“ abtun. Und viele löschen diese (so sie können) genauso reflexartig. Dann muss man sich ja gar nicht mehr damit befassen, und die Welt ist wieder schön.

Als ob das die Kritik entwerten würde und sie dadurch nicht mehr da ist… Tatsächlich wird sie meistens danach anderswo geäussert, wo die Option der Löschung nicht vorhanden ist. Und wo sie eventuell viel mehr Leute erreicht!

Nur vergisst man dabei, dass nur weil jemand etwas kritisiert, das ja nicht heißt, dass der Kritiker auch Recht hat! Eine fachliche Punkt für Punkt Auseinandersetzung mit der Kritik ist oft für beide Seiten lehrreich. Aber eben auch „Aufwand“. Und man muss natürlich damit rechnen, dass man am Ende eventuell nicht in allen Punkten Recht behält.

Vor allem verharmlost man den Begriff und den juristischen Tatbestand „Hate speech“ durch so inflationären Einsatz.

Das sieht auch jeder Zuschauer/Kunde/Leser auf Dauer … Selbst der größte Fan wird irgendwann eine andere Meinung haben, und wenn diese als Kommentar direkt gelöscht wird (oft sogar direkt mit einem dauerhaften Block damit man ja nie wieder Kritik anbringen kann), dann merkt der Konsument sich das und schaut nicht mehr vorbei. Und er sieht auch vieles aus der Vergangenheit plötzlich etwas anders.

Der Einsatz des Begriffes „Hate“ erinnert teilweise an die „Nazikeule“ bei politischen Themen … Es mag die Diskussion erstmal ersticken, aber ist auf Dauer nicht konstruktiv und untergräbt die eigene Glaubwürdigkeit.

Die Folgen sieht man bei vielen Influencern im Dampferbereich schon lange: Sinkende Follower-/View-/etc Zahlen sind zu verzeichnen.

Das Thema betrifft nicht nur die (zu recht) oft kritisierten Reviewer.

Die Hersteller sind vielfach ebenso kritikunfähig. Man mag ein einzelnes Liquid nicht und sagt das in einem Review oder einem Post, und ein paar Tage danach fällt einem auf, dass man die FB-Seite des Anbieters nicht mehr sieht. Kann man so machen als Anbieter, aber erwartet man danach wirklich, dass der Kunde, dem das passiert, das nächste Liquid von einem kauft? Keiner entwirft nur Liquids, die allen schmecken. Da steht man drüber, und gut ist es.

Und bei berechtigten Reklamationen?

Ähnlich verhalten sich auch ganz andere Marktteilnehmer. Ein Hardware-Hersteller hat Qualitätsprobleme? Ein Liquid-Hersteller bringt etwas heraus, das nicht nur nicht schmeckt (soweit nicht selten 😉 ), sondern auch noch die Watte/Coil in Rekordzeit frisst – und das, obwohl man es als watteschonend beworben hat? Kommt überall mal vor. Als gutes Unternehmen bietet man pauschal einen Austausch an, und der Kunde wird sehr wahrscheinlich glücklich sein. Stattdessen sehen wir gesperrte Posts in Supportgruppen, rausgeworfene Mitglieder und Unterstellungen an die Kunden, dass sie nur zu „blöd“ sind für das Produkt. Und das nötige Update, damit alles rund läuft, wird auch gerne mal als kostenpflichtiges Upgrade vermarktet. Wenn es überhaupt kommt.

Das betrifft natürlich nicht alle Anbieter, aber leider doch etliche.

Natürlich hat man als Hersteller Angst, dass negative Posts dem „Image“ schaden. Nur endet der Versuch, sie zu unterdrücken, meist im „Streisand Effekt„. Ein ehrlicher, schneller und guter Service wird dagegen positiv wahrgenommen. Jedem Kunden ist bewusst, dass Fehler passieren.

Glaubt jemand wirklich, dass die Mehrheit der Kunden bis zum nächsten Produktrelease alles vergessen hat? Tatsächlich? Das war noch nie so und wird nie so passieren.

Natürlich gibt es auch Kunden, deren „Aufmerksamkeitsspanne“ sehr kurz ist 😉 . Nur sind das nicht so viele, wie man oft denkt. Sie sind zwar oft recht laut, aber eher im „preiswerten“ Segment unterwegs.

In der Vergangenheit haben oft neue Kunden die alten, verprellten Kunden mehr als ersetzt! Nur klappt das inzwischen bei so manchem nicht mehr … Die Folge sind teils massive Einbrüche in den Verkaufszahlen. Und ganz viel „Geheul“, wie böse und toxisch alle geworden sind.

Das war nie anders!

Das habt ihr nur in einem boomenden Markt mit vielen, vielen Neukunden und in eurer selbstgeschaffenen Social Media Bubble gar nicht wahrgenommen!

Viele Kunden sind aber nicht besser!

Das kann man heute erleben, wenn mal ein Reviewer sich traut, ein Produkt mit starker Fanbase zu kritisieren. Teils muss es nicht einmal kritisiert werden! Es reicht, wenn es nicht als #beschde angepriesen wird.

Von Drohungen und Beschimpfungen über Boykottaufrufe bis zu einem teils wochenlangen Nervenkrieg von der Fanbase ist anscheinend heute alles legitim und wird gern auch vom Hersteller noch angefeuert.

Es ist wirklich nichts Neues in der Blase, dass viele (vor allem Neu-)Dampfer ihr eigenes Setup für das Nonplusultra halten. Egal was es ist. Und da sie es ja schliesslich gekauft haben und nutzen, ist jede Kritik daran auch eine persönliche Beleidigung gegen sie, denn sie kaufen ja nur „das Beste“. Genau so verhalten sie sich dann leider auch. Das war 2016 so, wenn jemand etwas gegen Alien oder RX2/3 Mods gesagt hat (Beispiel) und ist heute nicht besser geworden. Nur die Objekte, die verteidigt werden, sind heute halt andere.

Heute kommen auch öfter (Werbe-)“Partner“ mit ins Spiel, die aktiv werden, um die Kritik zu ersticken, oder den Shitstorm anzufeuern.

Im Moment leider wieder sehr in Mode:

Gegenkritik bis in den Rufmord als Mittel, um Kritiker mundtot zu machen. Etwas wird kritisiert (egal ob gut oder schlecht, berechtigt oder nicht), und als Reaktion kommt eine Gegenkampagne, in der die Kritik als solche nur am Rande behandelt wird und das auch sehr „frei“. Nur der fachlich wirklich fitte Leser bemerkt hier das eindeutige Framing, das an den Fakten vorbei betrieben wird. Die Kritik selbst wird dabei maximal in kleinen Details überhaupt einbezogen, und fachlich wird auch kaum darauf eingegangen. Meistens, weil die Kritik an sich durchaus berechtigt ist. Die Form und Details mögen „schwach“ dargestellt sein, aber der Kern passt sehr oft absolut.

Dafür wird aber der Kritiker als Person direkt und sehr hart angegriffen. Von Rechtschreibung und Dialekt über Bildung, Wohnort, Alter, Aussehen und Geschlecht ist nichts zu dreckig, um damit nicht billige Punkte zu erzielen.

Und man feiert sich noch dafür, wie viel besser man ist.

Sorry, aber billiger und primitiver geht es nicht! Und man darf sicher sein, dass der Dreck, der dort geworfen wird, sehr wohl an der Hand des Werfenden hängen bleibt!

Das mag mancher als „legitimen“ Weg ansehen, und vielleicht generiert es auch kurzfristig Clicks und Pageviews. Trotzdem ist es nicht ok.

Aus aktuellem Anlass hier ein Einschub in den Artikel, der schon ein paar Wochen fast fertig hier herumlag: Wer Personen, die ihm unangenehme Meinungen äussern, öffentlich als „F****, die ihr Mindesthaltkeitsdatum überschritten hat“ bezeichnet, hat jeden #Respekt danach verspielt. Und das werden viele auch bei zukünftigen Äusserungen – egal wie begründet sie sind – im Hinterkopf behalten.

Der eine oder andere sollte mal drüber nachdenken, ob es das wert ist. Und – soweit es ihm möglich ist – daraus lernen … Wir haben auch vor dem Relaunch einen Artikel veröffentlicht, der im Nachhinein gesehen zu persönlich war. Wir haben daraus gelernt, dass persönliche Angriffe – egal, wie einfach sie teilweise sind und vor allem, wie berechtigt sie erscheinen – auf Dauer nichts bringen. Auch, wenn es manchmal weh tut, nichts zu sagen. Macht das doch auch und geht sauber mit Kritik um.

Als Tipp

Wer konstruktive Kritik – die auf einer soliden Basis steht (egal wie ungeschickt sie herübergebracht wird) – mit persönlichen Angriffen abwehren muss, erweckt nicht das Bild eines seriösen „Marktteilnehmers“. Als Kunde liest/schaut man das, und natürlich ist man belustigt. Clicks gibt es also dafür. Aber das Vertrauen in die Quelle an sich sinkt auch bei anderen Themen merklich. Viele Kunden verbinden durchaus die Werbepartner um den Beitrag herum mit dem Beitrag selbst. Da sollten manche mal drüber nachdenken.

Kritik die man mit Werten, Studien, Umfragen und Zahlen belegen kann, sollte eigentlich keiner persönlich nehmen.

Wie immer freuen wir uns über Feedback auf FB