Früher waren es die Youtuber, bei denen man sich oft fragen mußte, ob sie das vorgestellte Produkt auch nur angeschaut haben, so wenig hatten die „Reviews“ mit der Realität zu tun. DAS Drama wurde ja ziemlich nachhaltig unterbunden, dafür haben wir es jetzt mit einem neuen Phänomen zu tun: Mehr oder weniger „wichtige Persönlichkeiten“ unterhalten sich stundenlang auf Twitch über ihre Phantasien, und irgendwelche Zuschauer spenden dafür, daß sie sich das anschauen dürfen und im Chat ihren Senf dazugeben. Manchmal ist diese Art der „Unterhaltung“ sehr entlarvend…
https://www.twitch.tv/videos/1303464142
WER schaut sich das an und /oder beteiligt sich am Chat? Entweder das sind durchweg Händler, oder es sind Kunden, die einen ziemlich ausgeprägten Hang zum Masochismus haben und nicht genug davon kriegen, für JEDEN Fehler und JEDEN Unfug der Branche die Schuld zugeschoben zu kriegen!
Und wie ein „Urgestein“ der Dampferszene wie Obi dazu kommt, sich von solchen Märchenerzählern die Welt erklären zu lassen, ohne dabei auszurasten, erschließt sich mir auch nicht. GAR nicht! Irgendwie ist er auch ziemlich still bei diesem Thema…
Begleitet uns in die Welt der Wunschträume und Wahnvorstellungen 🙂
Es fängt ja erstmal relativ harmlos an: „An den Disposables werden wir nicht vorbeikommen, wir kommen nicht ohne aus.“ WAS hindert einen Händler daran, jemanden, der wegen Disposables in den Laden kommt, vernünftig zu beraten und ihm ein aufladbares, nachfüllbares Podsystem zu verkaufen? Richtig – die Geldgier hindert ihn! 2ml Liquid, die der Kunde nichtmal vollständig nutzen kann für 5-7 € – das ist der feuchte Traum jedes Händlers, der fürchten muß, daß die Steuer dem Goldesel „Longfills“ den Hahn zudreht!
„Jaja, das Gewissen… Das geht immer so lang, wie der Geldbeutel geht!“ Stimmt, wird meistens abgestritten, aber hier mal ganz selbstverständlich ausgesprochen. Sollte man als Kunde immer im Hinterkopf haben!
Und dann die Unkenntnis der angebotenen Produkte: „Die Firma Elfbar produziert keine 1500er, das sind Fakes!“ Knapp vorbei ist auch daneben! Zwar gibt es jede Menge Fakes genau dieser Marke in deutschen Shops (und die Ware entspricht auch nicht den gesetzlichen Bestimmungen – siehe hier), aber trotzdem stellt Elfbar Original auch 1500er her.
Und dann geraten wir völlig in den religiösen Bereich; An die Möglichkeit eines Aromenverbots „glaubt“ der aktivste Sprecher „Raphael“ bei diesem Thema nicht. Dabei ginge es ja nur darum, das Produkt weniger attraktiv für Kinder zu machen (ach was… wer hätte das vermutet?!). Das äußerst schlagkräftige Argument, daß „wir alle“ (vor 20,30,50… Jahren!) sehr früh angefangen haben zu rauchen und es deswegen (trotz aller gesetzlichen Vorgaben, der ständig wieder im Raum stehenden Gateway-Theorie und der Gefährdung für die gesamte Branche) völlig egal ist, ob Kinder auf dem Schulhof mit Disposables herumlaufen, zieht bestimmt bei der nächsten Regulierung der Dampfe. NICHT.
Und die massenweise Werbung auf zB Tiktok, die sich von der Aufmachung her ganz klar an Kinder richtet, ist bestimmt auch nur Zufall, soweit es die Branche betrifft. Trotzdem muß man versuchen „der Politik klarzumachen“, daß der Verkauf scharf kontrolliert wird. Jawoll – sieht man ganz deutlich! Ein Bekannter erzählte mir gestern, daß in der Schule seines Sohnes die Farben gesammelt und getauscht werden…
Der VdeH als „größter und ältester“ Verband der Branche ist natürlich auf den Zug aufgesprungen und hat reihenweise Händler abgemahnt. Die Krönung ist aber dann die Aussage des Twitch-Teilnehmers, daß es irgendwann „soooo viele“ illegale Disposables und Beschwerden darüber gab, daß der Verband einfach aufgehört hat, sie zu bearbeiten – zu viel Streß! „Das Thema ist durch, es GIBT diese Sch****-Dinger, sie WERDEN an Kinder verkauft – da können wir nichts mehr gegen machen, der Zug ist abgefahren“!
Ob dem Herrn „Raphael“ eigentlich klar ist, daß er da seinen Verband extrem angreifbar macht? Die Abmahnberechtigung des VdeH verpflichtet ihn als eine seiner Kernaufgaben, für einen sicheren Markt zu sorgen. Sonst kann er ganz schnell seine Abmahnberechtigung verlieren. Es ist Aufgabe des Verbandes, nicht des Staats und damit des Steuerzahlers, zu kontrollieren, daß weder an Minderjährige verkauft wird noch illegale Produkte ganz selbstverständlich bei „Fach“händlern über den Tisch gehen. Wenn allerdings der Geschäftsführer des VdeH selbst in diesem VdeH-Werbe-Video bei 20:26 sagt, daß der überwiegende Anteil der Disposables auf dem Markt illegal ist und das völlig „normal“ findet, wundert sich der geneigte Zuschauer nicht mehr. Der Rat, in den „Fach“handel zu gehen und sich beraten zu lassen, weil man dort „sichere“ Geräte und Liquids bekommt, wirkt nach diesen Sätzen und dem, was wir auf Twitch hören dürfen, ein bißchen absurd…
Und OBI, als Gründungsmitglied des BVRA, sitzt daneben und – schweigt! Wo bleibt der Aufschrei, daß wir als Kunden sowohl betrogen als auch gefährdet werden? Hat der BVRA Warnungen an die Konsumenten herausgegeben, damit wir vor den illegalen und möglicherweise schädlichen und gefährlichen Produkten geschützt sind? Eher nicht…
Und dann wird es beinahe amüsant
Wieder sind die Kunden das eigentliche Problem! Müßte so ein armer Shop-Owner vom Verkauf von Selbstwicklern leben (die dazugehörigen Liquids wurden allerdings bisher immer gern unter die Leute gebracht – aber klar auf 5 € für 1,5 ml kommt man selbst mit dem besten „Hyper-Super-Premium-#beschde-Liquid nicht), wäre er pleite! „Weil KEIN SCHWEIN mehr selbst wickelt, es ist nunmal so!“ Ob er da nicht vielleicht Ursache und Wirkung verwechselt? Seit Jahren bekomme ich im hiesigen Shop keinen Draht, vor allem nicht meine bevorzugten Vandy Vape Superfine Fused Clapton Coils, keine Watte und erst recht keinen „älteren“ VD. Außer vielleicht einem Melo, der noch irgendwo im Regal rumsteht und Staub fängt… Es besteht auch anscheinend keine Bereitschaft, sowas zu bestellen. Ich frag immer mal wieder nach, aber „führen wir einfach nicht, weil es keiner kauft“. Also bestell ich online und dann natürlich alles andere gleich mit. Da muß ich auch keinen Parkplatz suchen. Fast alle anderen Dampfer, die ich kenne, haben die gleiche Erfahrung gemacht. Auch wenn die Fertigcoiler heute immer besser werden und deswegen viele Leute einfach dabei bleiben, ist ein großer Teil der Konsumenten dem Shop verloren gegangen. Ob das vielleicht daran liegt, daß Pods eine wesentlich größere Marge versprechen als Zubehör für Selbstwickler? Die Kurzsichtigkeit, die Bestandskunden völlig außen vor zu lassen, auch bzgl Aromen, haben wir ja schon thematisiert. Und dann darf man eine Aussage genießen wie „der Kunde bestimmt zu 80-90% das Sortiment“. Ja, ganz sicher, wenn man mit potentiellen Umsteigern, „Ausprobierern“ und Kindern seinen Schnitt machen will.
Ganz unerwünscht ist es natürlich auch, wenn Konsumenten in den sozialen Netzwerken Shops, die keine Disposables verkaufen, lobend erwähnen und als zukünftige Bestelladresse empfehlen! „Das ist für mich eine Denunziation durch die Hintertür!“ :-)) Denunziation = Verleumdung – und genau das ist es nicht, denn diejenigen zu meiden, die solche Sargnägel für die Branche und die Dampfe insgesamt verkaufen, ist unser legitimes Recht als Konsumenten. Gerade dann, wenn diejenigen sich auch noch hinstellen und deutlich sagen, daß ihnen gesetzliche Vorgaben, Sicherheit und Jugendschutz völlig egal sind, solange sie gut daran verdienen. Da können wir ganz offen durch die Vordertür sagen, daß wir sowas nicht unterstützen wollen!
Der „Wert“ des Konsumenten in den Augen der Branche
„Von Stammkunden/Bestandskunden kann kein Shop überleben. Dazu braucht es kontinuierlich Neukunden.“ Ob die jemals wiederkommen, wenn sie mit so einem nicht allzu gut schmeckenden, weit unter den vom Händler angegebenen Puffs bleibenden Disposable nach Hause gegangen sind, ist dann wohl auch egal, denn dann würden sie ja zu Bestandskunden, und die nützen ja nichts. Deswegen müssen die Shops den „heißen Sch****“ auf jeden Fall anbieten – denn sonst macht evtl jemand anderes das Geschäft. DAS wäre natürlich wirklich fatal :-).
„Hypes“ wie 2018 gibt es heute nicht mehr. Neue Verdampfer, die wirklich neuartige Bauart oder Optik bieten, dürften schwierig zu „erfinden“ sein. Hinzu kommt die Steuer, Corona, und die allgemeine Selbstzerstörung der Branche durch Mißgunst und Geldgier. Keine guten Voraussetzungen für viele Shops – aber Disposables sind dafür sicher nicht die Lösung!
Fazit:
Im vollen Bewußtsein dessen, daß ein großer Teil der Disposables in der angebotenen Form in D illegal ist, werden sie beworben, an exponierten Stellen angeboten und jedem, der danach fragt, verkauft. Wieder handelt es sich also um die typische „Nach mir die Sintflut“-Haltung der Branche, denn weder wird daran gedacht, daß der Verkauf von Disposables an Tankstellen und in Supermärkten die Existenz von „Fach“geschäften für Dampfzubehör obsolet macht. Noch besteht auch nur das geringste Unrechtsbewußtsein oder auch nur der Versuch, sich an gesetzliche Regelungen zu halten, solange der Rubel rollt.
Weder der Händlerverband sieht zum Schutz seiner Mitglieder Handlungsbedarf (was zugegeben schwierig ist, wenn der größte Teil von ihnen ebenfalls das Verhalten zeigt, was eigentlich eine Abmahnung erfordert…), noch der Konsumentenverband möchte zum Schutz der Kunden tätig werden. Diesen Schutz brauchen auch und gerade die Kunden, die nicht Mitglied in diesem Verband sind, weil sie eben erst umsteigen. Gerade diese sollte man darauf aufmerksam machen, daß Disposables nicht nur illegal sondern auch gefährlich sein können, weil oft genug weder die Verarbeitung noch die Befüllung den in D vorgeschriebenen Standards entspricht.
Zudem ist es mehr als „ungünstig“ 🙂 den eigenen Verband öffentlich in die Pfanne zu hauen (und es nichtmal zu merken!) und ausführlich zu erklären, daß es zu viel Arbeit macht, wenn er seinen Verpflichtungen nachkäme.
Auch der Umweltschutzaspekt ist ganz sicher nicht einfach zu ignorieren: Akkus, Elektronik und Liquidreste, die im Hausmüll, in Parks, auf Schulhöfen und Spielplätzen vergammeln, sind noch schädlicher als Zigarettenkippen.
Also: Support anybody but not a dealer who sells Disposables!
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