Habt ihr sie noch alle?

Das ging mir die Tage durch den Kopf, als ich in der Strassenbahn sitzend ein Posting eines Marktteilnehmers gelesen habe. Ich möchte das Ganze nicht anprangernd als Screenshot hier einstellen (ist aber vorhanden), sondern einfach frei wiedergeben. Und ganz nebenbei möchte ich etwas über die Branche im Allgemeinen „ranten“.

„Selbstmischer, welche eine Besteuerung durch Bunkern umgehen, werden den Staat dazu zwingen, Aromen generell zu verbieten“

Das ist die Kernaussage, die ich lesen „durfte“.

Die Branche, die aktuell Wegwerfdampfen auf TikTok gezielt an Kinder/Jugendliche bewirbt und die auch 2022, nach unzähligen Studien mit klaren (negativen) Ergebnissen dazu, immer noch Sucralose nutzt und als harmlos und ungefährlich bezeichnet, die bringt sich jetzt in Stellung um den Kunden die Schuld zuzuschieben, dass deren (legale) Steuervermeidung durch Bunkern zum Aromenverbot führen wird!

Das muss man sich als Aussage in Ruhe gönnen

Der Händler hat seine Ausführungen übrigens ein paar Stunden später gelöscht … es kam viel an Kritik zu dieser „Meinung“.

Ich hatte darauf reagiert und dem Händler klar vorgeworfen, dass er mit solchen Märchen die Kunden verunsichert und Angst verbreitet.

Dafür darf man sich dann noch von so manchen, die aufgrund von Löschungen den Kontext gar nicht kennen, dann später beschimpfen lassen. Ein ganz normaler Tag in der Blase mit der #beschde Fraktion.

Aber der Standpunkt, dass der Kunde ja schuld sei, der ist ja nichts Neues.

  • Ähnliches gab es schon vor ein paar Wochen als Kunden, welche im Dampferfachhandel gefälschte Akku verkauft bekommen haben, auch selbst daran schuld sein sollten. Hätten sie sich halt besser informiert und einen seriöseren Laden genutzt. Die Schuld „beim Handel“ zu suchen sei nicht ok! Der „aufgeklärte Kunde“ müsste wissen, dass ein VTC6 Akku zum Preis von knapp 7€ in einem Dampferfachgeschäft kein Original sein könne. Wenn das so easy wäre die Fakes zu erkennen, wieso macht das dann kein Verband?
  • Schuld sind auch die kritischen Stimmen, die darauf hinweisen, dass es Gesetze und Regeln gibt, die man einhalten muss. Zumindest wenn man keinen Ärger mit dem Staat will.
  • Wenn „High End“ RTAs mal wieder aus dem 510er in den Mod siffen dann hat der Kunden falsch gewickelt. Wer da auch nur eine Teilschuld beim Hersteller (und dem nicht vorhandenen Support) sucht, muss klar ein Hater sein.
  • Wenn der Longfill nicht schmeckt, dann hat der Kunde logischerweise die falsche Base und/oder den falschen Shot verwendet. Dass so manche bunt beworbene Plörre am Markt bei der breiten Mehrheit der Kunden unter „einmal und nie wieder“ verbucht wird, ist in den Augen vieler unmöglich. Und das darf auf keinen Fall so ausgesprochen werden.
  • Und natürlich sind die Kunden daran schuld, dass Disposables bei Kindern gerade zum Hype des Jahres 2022 werden. Kritik an der üblichen Entsorgung dieser Produkte (mit viel Glück der Hausmüll. Real oft genug einfach der Boden im Freien) möge man auch unterlassen.
  • „Hersteller“ wie „Content-Creator“ gleichermaßen schimpfen laut über die ach so böse und toxische FB-Blase. Trotzdem werben sie dort weiterhin (illegal!) aktiv, denn im Gegensatz zu den 100-200 Zuschauern auf Twitch erreicht man da auch Leute 🙂 . Und wer den 3. Aufguss eines mittelmäßigen Produkts als #beschde bewirbt, der sollte sich nicht wundern wenn er Gegenstimmen bekommt.

Verlogen?

Viele Shops und auch manche Ketten erkennen sehr wohl die Gefahr, welche für alle von diese unseriösen und kurzsichtigen Mitbewerber ausgeht, sehr genau!

Andere Inhaber, Geschäftsführer, Mitarbeiter und Influencer versuchen in bester Handelsverbandsmanier den Bloggern und Kunden ihre Meinung zu verbieten.

Kritik an dem, was gerade abgeht, wird nicht gewünscht. Man wisse ja als Kunde nicht genug um sich auch nur eine Meinung zu bilden. Und selbst wenn das doch der Fall ist, möge man sie für sich behalten. Zumindest wenn diese nicht der Umsatzsteigerung dient. Sorry, aber offensichtlich wissen viele Kunden besser, was real gerade passiert, als etliche der Leute, die damit ihr Geld verdienen.

Und man muss weder „Abfallwirtschaft mit Schwerpunkt Recycling“ noch „Chemie“ studiert haben, um beim Thema „Umweltprobleme durch Disposables“ mitzusprechen.

Und man muss auch kein studierter Jurist sein um zu erkennen, dass die „Jugendschutzproblematik“ nicht getrennt zwischen „Dampferfachhandel“ und „Kiosk“ politisch diskutiert werden wird.

Genau die Verkäufer, die für sich das Recht fordern, selbst und frei zu entscheiden was sie verkaufen, sind die, welche offen und laut den Kunden das Recht absprechen, zu entscheiden für was und wo diese ihr Geld ausgeben.

Nur so als Tipp:

Der Kunde darf einkaufen wo er will!

Ob er das in D in einem Offliner macht oder bei einem Onliner oder ob er im Ausland bestellt, ist seine freie Wahl! Genau wie nach welchen Kriterien er diese Wahl trifft. Auch wenn euch das nicht passt. Wenn ich für mich beschließe, einen Laden zu „boykottieren“, der z.b Disposables verkauft, dann darf ich das. Das ist auch keine (verbotene) Diskriminierung, wie ich in den letzten Tagen mehrfach hören und lesen durfte.

Realität

Hier bei uns habe ich mittlerweile Kenntnis über mehr als einen Besuch der Ordnungshüter in Shops wegen Disposables, welche ihren Weg in die Hände von Kids gefunden haben.

Primär dienten die Besuche dazu, sich selbst zu informieren.

Auch die Ordnungskräfte sind neu in dem Thema. Und um unsere Ordnungskräfte da mal in Schutz zu nehmen:

  • Es sind aktuell knapp 3500 Disposables aus der 6 Monatsfrist raus!
  • Für einen Laien ist es schwer zu erkennen welche Produkte jetzt legal sind und welche nicht.
  • Die 2ml und 20mg/ml Regel ist noch halbwegs einfach zu prüfen.
  • Nicht bei jeder Disposable, welche eine Fälschung ist, machen es einem die Fälscher so leicht wie bei der Elf Bar, das via Handy zu erkennen

Welchen Eindruck ein Händler aber dann hinterlässt, der genau das gesuchte Produkt prominent auf dem Kassentresen anbietet, dessen Fund in einer Schule den Besuch bei ihm ausgelöst hat, darf sich jeder ausmalen. Auch der Staat kennt das Prinzip, den älteren Freund/Bruder zum Shoppen zu schicken.

Und es ist mir dabei egal, ob diese Kids anstelle dessen sonst geraucht hätten!

Die Probleme der Tabakbranche mit der Alterskontrolle sind allgemein bekannt. Und werden von der Bevölkerung schon „ewig“ quasi akzeptiert. Beim Dampfen ist das anders. Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung.

Die gerne vorgetragene Schutzbehauptung, dass die Kids sonst rauchen würden ist nicht relevant. Ich darf auch kein Grass verkaufen um Leute vom Saufen abzuhalten, das sehr wahrscheinlich merklich schädlicher ist.

Folgen:

Uns Dampfern in der Blase bricht maximal ein Teil eines Hobbys weg, sollte es zu einem Aromenverbot und weiteren harten Regulierungen kommen. Wir kommen auch danach via DIY irgendwie klar. Die Mitarbeiter der Branche dürfen sich aber nach neuen Jobs umschauen, und so mancher wird vor dem Ruin stehen wenn er seinen Laden zuschließen muss, den er über Jahre aufgebaut hat.

Tut rechtzeitig was dagegen …. es ist zumindest meiner Meinung nach nicht zu spät um zumindest teilweise die Branche noch aus der Schußlinie zu bringen. Überlasst den Wegwerf-Markt den Kiosken und Shishaläden. Mehr könnt ihr für eure mittel- und langfristige Zukunft nicht mehr tun.

Euch noch einen schönen Tag und zum Feedback geht es hierhin