Feedback und das BfR und BMEL

Am 31.12.2021 habe ich eine News über die BfR-Empfehlung veröffentlicht. Dazu gab es einiges an Feedback. Und natürlich gab es mittlerweile auch die BMEL Veröffentlichung.

Das Ganze wurde als reine News mit einigen Erklärungen und Links auf die Quellen veröffentlicht und NICHT als Kolumne. Das überforderte offenbar manche 🙂 .

Es ging auch gar nicht darum, ob die 3 geforderten Verbote sinnvoll und/oder fachlich begründbar sind.

Unabhängig davon gab es mehrere etwas „belustigende“ Diskussionen in Gruppen. Wer auch immer sich jetzt angesprochen fühlt, hier aber Dinge findet, die nicht von ihm sind: Das was dann von woanders und von jemand anderem 🙂 .

Manches an Feedback zeigte leider teils eine Wahrnehmung des Themas, welche so weit von der Realität weg ist, dass es eigentlich nur noch zu Kopfschütteln führen kann.

Kombiniert wurde vieles mit #Whataboutism und dem Vorwurf der #Panik- und Angstmache. Und man hat auch (teilweise!) klar und offen kommuniziert, dass einen Fakten und Studien nicht interessieren. Man müsse gegen „solche Studien“ gemeinsam aufstehen und kämpfen. Genau wie jegliche Kritik an Details und Teilbereichen das ganze Dampfen mit Zigaretten gleichsetzen würde. Danach ist das schnell in persönliche Angriffe abgeglitten.

Ich gebe mir hier seit Beginn Mühe, soweit das möglich ist, mit verlinkten Quellen zu arbeiten. Wer will, kann also nachvollziehen, wie sich die Meinung gebildet hat.

Man muss dieser Meinung natürlich nicht zustimmen!

Das ist auch total ok. Man sollte aber Fakten, Messwerte und Studien nicht mit Meinungen verwechseln. Und vor allem nicht geschäftliche Interessen mit wissenschaftlichen Fakten 🙂 .

Würden diese als „Argument“ durchgehen, wären wir (fast) alle weiter beim Rauchen 🙂 .

Folgen der BFR-Empfehlungen

Gerade für Hersteller und Handel wären diese jetzt natürlich der Super-GAU. Weniger als 6 Monate vor der Steuer würde das die betroffenen Marken/Sorten de facto wohl bis zum Ende der Abverkaufsfrist vom Markt werfen. Sollte das jetzt so durchgewunken werden, dann können viele „Hersteller“ wohl zuschließen. Sie bleiben nicht nur auf ihrer kompletten Ware sitzen, sondern müssen ihre Nachfolgerezepte (kostenpflichtig) neu anmelden, können sie erst in 6 Monaten auf den Markt bringen und fallen ebenfalls aus dem Abverkauf bezüglich Steuer raus.

Das kann man gar nicht klar genug sagen:

Wird diese BfR Empfehlung so übernommen dann wäre das verheerend für den Markt!

Der Endkundenhandel hätte auch ein massives Problem, da er oft gar nicht weiss, wo Sucralose und Menthol drin ist! Aber dieser ist verantwortlich, das Verbot umzusetzen! Wie soll das klappen?

Fakt ist

Das BfR hat sein Fazit getroffen und dem BMEL rechtzeitig zu deren Bericht am 4.1.2022 seine Empfehlungen vorgelegt wie in Drucksache 19/20667 im Juli 2020 gefordert.

Auf welche Studien sich das BfR dabei beruft, ist de facto egal. Das mag manchen nicht passen, ist aber so. Das BfR hat aber 58 unter ihrer Stellungnahme aufgelistet. Und wir können in den nächsten Tagen mit einer weiteren „Ausführung“ des BfR zum Thema Dampfen rechnen. Diese wurde im BMEL Bericht schon angekündigt.

Das Thema „sind diese Verbotsforderungen überhaupt fachlich begründbar“ ist etwas, woüber in dem Bereich tätige Wissenschaftler schreiben sollten.

BMEL

Der Report des BMEL ist das erwartete „könnte, möglich, vielleicht“ ohne wirkliche Fakten. Zumindest gab man zu, dass die Zahlen gerade bei Kindern und Jugendlichen stark rückläufig sind. Da befürchte ich aber durch Disposables eine Trendwende. Um das ganze komplett einstufen zu können, muss der angekündigte BfR Bericht abgewartet werden.

Meinung:

  1. Ich halte das Mentholverbot für grundlegend falsch. Und dieser erneute Vorstoß hat mich überrascht.
  2. Safrol spielt eigentlich am Markt keine Rolle und ist aus den meisten Naturprodukten eh bereits verboten.
  3. Das Sucraloseverbot habe ich seit 2019 erwartet. Auch darauf basierend das es genug Peer-Review Studien gibt, die da eine Gefahr sehen. Ich werde ganz unten ein paar davon verlinken. Wer Interesse, darf sie sich gerne man in Ruhe durchlesen. Keine der Studien setzt die Gefahren mit dem Rauchen gleich, aber alle kommen zum Fazit, das man bessere Inhaltsstoffe braucht und Sucralose zu ersetzen sei.

Die Verbände und Hersteller

Es ist aber schon irgendwie Aufgabe der Verbände und vor allem der Hersteller, dazu Fachpublikationen erstellen zu lassen. Und das wäre schon lange nötig gewesen.

Zumindest wenn man denn seine Inhaltsstoffe behalten will🙂.

Hat man aber nicht. Zumindest wäre mir nicht bekannt, dass es von einem der Verbände dazu auch nur eine Peer-Reviewed Studie mit Veröffentlichung gibt 🙂 . Es gab in Deutschland 2 verbandsinterne Studien zum Thema Sucralose, die auch „geleaked“ sind. Und das, obwohl spätestens im Juli 2020 klar war, dass es zum 1.1.2022 (und zu 2025 noch mal) eine Empfehlung zu einer Neuregulierung geben wird.

Man kann einfach sagen das es verschlafen wurde.

Ich kann mich düster dran erinnern, dass ich 2018 oder 2019 (oder so. Ist auf jeden Fall schon länger her) dazu auch mal mit „wer auch immer die FB Seite eines der 2 Verbände betreibt“ einen Diskussion hatte. Ich hatte damals das Fehlen solider und belastbarer Studien kritisiert. Nicht speziell zu Sucralose, sondern generell. Wie das im Pharmabereich auch üblich ist. Man beauftragt eine neutrale CRO und eventuell für reine Marktdaten auch ein Marktforschungsinstitut damit, sowas zu erstellen.

Und das nicht nur, was die Sicherheit angeht, sondern auch was generelle Daten betrifft.
  1. Wie dampfen die Leute?
  2. Was dampfen sie?
  3. Wo kaufen sie ein und wann tun sie das?
  4. Was ist in den Aromen/Liquids drin?
  5. Welche Aromabestandteile sind auch erhitzt und inhaliert definitiv sicher?

Halt so klassische Marktdaten, die generell wichtig wären, um passende Produkte für reale Kunden zu bringen und nicht nur um auf die Blase zu hören 🙂 . Eventuell könnte man damit auch seine Produkte besser auf die Kunden zuschneiden um eine bessere Stammkundenbindung zu erzeugen. Und man würde auch den Markt sehen, der am Fachhandel vorbei läuft. Der ist meiner Meinung nach gar nicht so klein!

Und auch wenn das nicht jedem klar ist muss man trotzdem sagen, dass diese Daten in seriöser Form auch nötig sind, um das Thema Sicherheit anzusprechen.

Das immer wieder aufkommende Thema „Mechmods“ und die Sicherheit wäre ein Beispiel. Ja, diese sind für die wenigen Todesfälle, beim Dampfen verantwortlich. Hätte man wirklich verlässliche Zahlen, wie wenige Nutzer das wirklich sind, dann könnte man da besser argumentieren. Auch wenn das auf Instagram, Facebook und Youtube anders wirkt, stellen die Anwender eine sehr kleine aber sehr sichtbare Minderheit.

Um nur ein Beispiel zu bringen, wofür solche Zahlen brauchbar sind. Auch kann man mit vernünftigen Nutzungs- und Verbrauchszahlen der Kunden, was Grenzwerte angeht, besser argumentieren.

Mir ist klar, dass solche Daten nicht nur den eigenen Mitgliedern helfen, sondern weltweit nutzbar wären. Genau deshalb sind sie wichtig und daher müssen welche her. Aber die Kunden sind von Land zu Land so unterschiedlich, dass man nicht einfach Werte aus UK oder den USA übernehmen kann. Wie man die Finanzierung solcher Studien aufteilt und wer da alles sich beteiligt, dürfen die Beteiligten gerne intern diskutieren. Aber ein paar Zahlen mehr dazu wären schon toll.

Auch wäre es gut, jetzt schon mit brauchbaren Studien zum Thema Gesundheitsgefahren durch Aromen bereitzustehen!

Das Thema wird uns wohl noch dieses Jahr einholen. Und wenn die Verbotsforderungen erstmal im Raum stehen, ist es zu spät mit Studien anzufangen!

DIY Dampfern wie mir kann das am Ende recht egal sein … Wir kommen auch mit Aromenverboten klar!

Wie sieht das aber bei euch Herstellern und Händlern aus?

Als Anhaltspunkt welche Studien zu Sucralose bereits (lange) existieren:

Ich liste einfach nur ein paar auf. Es gibt da einiges mehr dazu aber die Beispiele sollten reichen.

aus 2016 gibt es schon einen Reuters-Bericht der das Thema anspricht

https://www.reuters.com/article/us-health-ecigarettes-sweeteners-toxins-idUSKBN12X2KV

Damals ging man noch davon aus das Sucralose sehr selten verwendet wird. Das wäre heute wohl anders.

Von Mai 2019 wäre dieser Beitrag der schon bei 0,14% Sucralose Chlorkohlenwasserstoffe als Ergebnis gefunden hat.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31079450/ und

https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acs.chemrestox.9b00047

Hier haben wir eine recht umfangreiche Abhandlung mit Quellen und Messwerten zu dem Thema aus Frankreich. Diese ist aus September 2020.

https://ingesciences.fr/en/sucralose-in-vaping-products/scientific-publications/ und

https://ingesciences.fr/wp-content/uploads/2020/09/Toxicological-issues-related-to-its-use-in-vaping-products.pdf

Und ja auch hier kommt man zu dem Ergebnis, dass Sucralose in Liquids zu ersetzen ist. Und das hier ist keine „Gefälligkeitsstudie von Dampfgegnern“ sondern man ist dem Thema gegenüber schon recht positiv eingestellt.

Von November 2021 ist diese Studie dazu

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0041008X21003318

Und man kann klar sagen, dass man dort der Dampfe eher positiv gesonnen ist. Schon im ersten Absatz liest man „The research has shown that e-cigarette aerosols have a less harmful effect than cigarette smoke; it is generally accepted that e-cigarette aerosol contains 95% less harmful substances“.

Das Fazit „In conclusion, sucralose containing e-liquids on propylene glycol and glycerol basis generate significant amounts of toxic components during vaporization.“ ist aber recht eindeutig.

Sich jetzt hinzustellen und rein auf die VdeH Studie zu verweisen um von „Sicherheit“ zu sprechen, wenn es genug durchaus „damperfreundliche“ Peer-Reviewed Studien gibt, die alle zu einer abweichenden Meinung kommen, ist schon Vogel-Strauß-Taktik. Ich habe übrigens nicht eine Peer-Reviewed Studie gefunden die Sucralose in Liquids als „sicher genug“ bzw. „sicher“ einstufte. Dass ein Ersatz dafür her muss, war der allgemeine Konsens aller.

Feedback darf hierher und nehmt das ganze bitte als konstruktive Kritik auf. Auch wenn die Folgen einzelnen sehr weh tun werden. Mir geht es um „das Dampfen“ als ganzes und langfristig und nicht darum, dass jeder am Markt möglichst gut kurzfristig da steht.