Wohin geht der Weg? Ein Blick in die Glaskugel und ein paar Gedanken dazu

Ich beschränke mich hierbei auf den europäischen Markt. Und ich fange mit dem Elefanten im Raum an: Dem Einwegmüll 🙂 . Und ich weiß, das Ganze ist über die letzten Wochen hier zu einem sehr langen Artikel angewachsen. Und dass nicht alles mehr wirklich „News“ ist ..

Ich war im Urlaub und leider danach krank und das Ganze bleibt ein Hobby.

Ergo gab es lange wenig zu hören von mir, aber es haben sich Themen angesammelt.

Viel Spaß mit einem TL:DR Artikel, weil ich einfach keinen Bock hatte, da 10+ einzelne „News“ draus zu machen 🙂

Punkt 1: Einweg im Supermarkt

Wie zu erwarten findet auch hier grade der Sprung von Einwegs in die Supermärkte statt. Und das nicht mehr nur als kleine Aufsteller an der Kasse in Verantwortung der Filialleitung, sondern koordiniert mit Außenreklame.

Netto schaltet dazu schon seit dem Sommer nicht nur Außenreklame, sondern kommt auch mit Kampfpreisen um die Ecke.

Als Verantwortlicher wird hier übrigens der Hersteller mit Sitz in China selber angegeben. Und man bietet selbst als Onlinehändler eine Rücknahme der Altgeräte problemlos an. Da könnte sich der „Fachhandel“ echt was abschauen.

Einwurf:

Auch wenn es von manchen immer wieder behauptet wird, gibt es keine Preisbindung bei Substituten. Bei Kippen ist das anders. Wieso? Bei Zigaretten hängt ein Teil der Steuern am Verkaufspreis. Bei Substituten ist das eine flache „pro ml“ Steuer. Deswegen steht auch kein Preis auf der Steuerbanderole.

Punkt 2: Elfbar

Elfbar und ihre Submarken rollen den ganzen Dampfermarkt grade auf. Egal ob Einweg, Liquids oder prefilled Pods …. Die Kunden kaufen es oft schneller wie nachgeliefert werden kann. Grade die Elfa Pods waren vielerorts wochenlang komplett ausverkauft. Das zeigt recht gut, dass der typische Kunde mit „austauschbaren Pods“ und „nachladbar“ sehr wohl klar kommt.

So man ihn über diese Option informiert!

Mit der kommenden Elfbar V2 Einweg geht nun auch Elfbar den Weg Richtung Meshcoils, wie sie es bei ihren Pods bereits getan haben. Dazu kommen 2ml Liquid und 360 mAh Akku. Zumindest laut dem Review von Totally Wicked. Der Hersteller selber gibt keine Akkugröße an.

Dazu kommt eine nun komplett automatisierte Produktion und ein modularer, gesteckter Aufbau, dass angeblich auch eine automatische Zerlegung für ein praxistaugliches Recycling ermöglichen soll.

So unter uns: Ich glaube nicht, dass es viel ändern wird.

Theoretisch waren schon die „alten“ Modelle in der Theorie ganz ok zu recyceln. Nur praktisch halt nicht. Dazu gibt es einen schönen Bericht aus UK.

„Due to the hazardous materials found in vapes, they need to be dismantled by hand as there is no current method to safely mechanically treat all types of vapes, this includes the e-liquid container could contaminate the processed materials and there is a high fire risk when mechanically treating lithium batteries – this leads to an expensive and also rate-limiting step because suitably qualified personnel are needed.“

Ergo, solange jeder Hersteller sein eigenes System fährt, ist de facto das Recycling nur per Hand möglich. Man müsste die ganze Vertriebskette in die Pflicht nehmen, die leeren Produkte zurück zu einem speziellen Recyclingunternehmen zurückzuführen, und das schafft man nur mittels eines Pfands, das ausreichend hoch ist.

Wieso zum Teufel macht man sich überhaupt noch Gedanken dazu? Pods (egal ob Einweg oder Mehrweg) sind doch da und funktionieren gut genug.

Ist die Gier nach kurzfristigen Gewinnen hier echt so groß, dass man sich die Zukunft verbauen will?

Als Anmerkung: Die Elfbar V2 wird in UK eine UVP von knapp 5 Pfund haben. Bei uns würden da noch 32 Cent Tabaksteuer drauf kommen. Ich vermute, hier wird das wieder auf eher um die 10€ rauslaufen.

Mal abwarten, wie das Einwegverbot in England sich auf die Ausrichtung auswirken wird.

Punkt 3: Argumentationen

So sehr ich ein zeitnahes Verbot von Disposables begrüßen würde: Ich bekomme etwas Angst, WIE man dabei aktuell gerne argumentiert. Alleine der Umweltgedanke sollte in Anbetracht der am Markt vorhandenen Alternativen das Ganze rechtfertigen.

Dann sehe ich aber Artikel wie den hier (mir geht es da um die Quelle dahinter!) und merke, dass „Umfragen“ und „die Stimmung im Volk“ eventuell nicht die besten Kriterien sind, um ein Verbot zu rechtfertigen.

Auch wenn ein „gewisses Klientel“ gerne mehr direkte Volksbeteiligung hätte, so sehe ich das eher kritisch. Man kann da mit Panikmeldungen und Propaganda zu schnell zu sehr Stimmung machen. So sehr ich auch verstehe, dass man feiert, dass 2/3 der Iren (hier richtigerweise!) für ein Verbot von Disposables sind sollte man nicht vergessen wie das „Volk“ sonst so tickt.

Knapp 80% der Bürger in D sind für eine Gleichstellung von Zigaretten, Tabakerhitzern und E-Zigaretten im Nichtraucherschutz! Das könnt ihr hier nachlesen. Dass es keinen wissenschaftlichen Grund dafür gibt, ist der breiten Mehrheit egal.

Die Panikmache bezüglich Aromen ließe sich auch easy dazu nutzen, eine Mehrheit im Volk für Aromenverbote zu bekommen. Wenn es sie nicht schon gibt. Auch das Thema Jugendschutz, bei dem relevante Teile des Handels wirklich versagen, lässt sich dazu nutzen.

Eine aktuelle Umfrage dazu aus Deutschland zum Thema Aromen wäre mir aber nicht bekannt. Allerdings gibt es auch hier eine Mehrheit für ein Einwegverbot.

Mir sind aber Umfragen aus den USA bekannt, in denen eine Mehrheit sowohl Aromenverbote als auch komplette Verbote von E Zigaretten befürworten würden.

Punkt 4: Versorgungslage der Kunden

Wir haben November 2023. Und noch immer sind viele Produkte nicht verfügbar. Oder nicht mehr verfügbar. Aktuell sind primär Produkte einer Handvoll Hersteller am Markt. Diese werden natürlich unter x Handelsnamen vertreiben.

Mir erzählen immer mehr Händler, dass sie für Coils, Gläser, Ersatzteile und Co auf Distris aus dem EU-Ausland zugreifen müssen. Die Versorgung über den lokalen Großhandel scheitert. Es scheint da aber zumindest bei manchen ein Umdenken einzusetzen.

Natürlich ist mir klar, wieso der Großhandel lieber Einweg, Pods und 10ml Liquids pushen möchte.

Aber ob es wirklich intelligent ist, die ganzen „Altkunden“ dafür zu verlieren? Ich glaube nicht.

Diese „Bestandskunden“ sind meist diejenigen, die eure „Werbearbeit“ als Grassrootbewegung draußen tun und in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis die Ansprechpartner sind.

Offenbar ist man aktuell immer noch bereit, die Mehrheit der potenziellen Kunden dem Graumarkt zu überlassen. Und ich sehe heute das Problem nicht mehr wie 2017/18 in den Shops, sondern bei Herstellern und Distris.

Punkt 5: Messen

Kommende Einwegverbote (UK und Frankreich bisher) werden Messen vor neue Herausforderungen stellen. Aber man muss auch klar sehen, dass es hier wieder einen Trend „back to the roots“ geben wird. Anstelle von 50% Einweg wird es wieder viele Liquidfirmen geben. Das wird aber in der Übergangszeit den Messen echt weh tun.

Für D bleibt de facto eh nur noch die HOV übrig als Endkundenmesse. Allerdings sehe ich, wenn wieder genug Ware am Markt verfügbar ist, durchaus die Möglichkeit einer Messe im Ruhrgebiet oder in Norddeutschland.

Punkt 6: Die Zukunft der Hardware

Für mich liegt diese klar in Systemen mit Zugautomatik.

Alles andere wird außerhalb einer kleinen Blase verschwinden!

Die Aspire Flexus AIO weist da meiner Meinung nach den Weg in die Zukunft recht gut auf, aber da haben wir noch VIEL Verbesserungspotenzial.

Voopoo hatte da in der Vergangenheit auch schon ein paar Modelle, die eher dem (r)DL Bereich zuzuordnen waren.

Ich hatte in der Vergangenheit schon angemahnt, dass gerade hochwertige Tank- und Modhersteller hier was zusammen entwicklen müssen, um am Markt weiter zu bestehen.

Ich sehe in den Shops >2/3 der Kunden aktuell eher zu was mit Zugautomatik als ohne greifen. Zumindest wenn der Kunde weiss, dass es sowas auch als Mod gibt!

Punkt 7: Den Shops geht es gut!

Zumindest denen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und liefern, was Kunden wollen! Anders kann man die aktuelle Marktlage nicht ausdrücken. 10ml Liquids mit sehr guter Marge sind der Renner, und zusammen mit prefilled Pods sorgen sie vielerorts für Rekordumsätze.

Ich möchte aber bei der Gelegenheit trotz dieser guten Nachrichten auf eins hinweisen:

Vergesst die anderen Kunden nicht!

Man muss als Fachhandel den ganzen relevanten Markt abdecken. Sich ausschließlich auf einige wenige margenstarke Bereiche zu verlassen, wäre der gleiche Fehler, den man schon 2017 (Shortfills) bzw 2019 (Longfills) gemacht hat. Und auch wenn aktuell Pods das sind, was sich gut verkauft, sollte man zumindest für die gängigen Tanks und Co Ersatzteile und Coils da haben.

Punkt 8: illegales Marketing und Handel

Heute läuft das echt so, dass recht offen für sowas online „als von privat“ geworben wird.

Ist den Leuten eigentlich klar, welche Strafen darauf stehen? Und das wegen ein paar Euro?

Manche machen das mittlerweile auch ganz offen gewerblich.

Zumindest bei derart offenen Fällen könnte man doch mal eine Abmahnung verschicken. Oder hat man da Angst vor den Folgen?

Punkt 9: Illegale Produkte am Markt

Auch im November 2023 verkauft (zumindest hier) immer noch gefühlt fast jeder Kiosk/Shisha Laden illegale Einwegs. Bei uns sind da gerade die „Tornado“ Modelle sehr beliebt. 2-5% Nikotin, angebliche 14ml Inhalt, angebliche 7000 Puffs (was natürlich nie passen kann) und das ganze für 10-15€ je nach Verkaufsstelle. Teils stehen alle 15+ Sorten kistenweise zum Verkauf rum.

Punkt 10: Verbandsarbeit

Dass ich „illegale Werbung“ ablehne, ist seit Blogstart bekannt. Dass meine Meinung, was illegale Werbung ist, sich von der gewisser Marktteilnehmer relevant unterscheidet, ist auch nichts Neues. Es wäre die Aufgabe eines abmahnfähigen Verbandes, da regulierend einzugreifen.

Komisch, dass Video- und Insta-Stories, die definitiv rein werbender Natur sind, zu Produkten und Shops von lokalen Händlern, die in Verbänden Mitglied sind, nach wie vor online gehen, ohne dass sich ein Verband darüber beschwert. Und da sind alle Beteiligten in D ansässig.

Punkt 11: BVRA

Mit der Ausrichtung gehe ich schon länger nicht ganz konform. Man vergisst den Konsumenten und vor allem den Konsumentenschutz viel zu sehr. Und steht imho zu nahe am Handel. Wir hatten zu diversen Verbraucherthemen schon seit dem Start abweichende Meinungen. Um als Verbraucherverband erfolgreich zu sein, muss man der Branche auf den Füßen stehen. Und das aggressiv. So wurden alle anderen Verbraucherverbände groß und einflussreich.

Und dann sehe ich solche Papiere … oder so was 🙂

Gleichzeitig sehe ich die Vernetzung und politische Arbeit an sich durchaus positiv.

Aber nur damit wird man nie nennenswerte Anzahlen von Verbrauchern hinter sich versammeln.

Aber man macht wenigstens was, und das unterscheidet den BVRA definitiv von den 2 ehemaligen „Mitbewerbern“. Nur fehlt halt imho der Konsumentenpart viel zu sehr bei dem, was man tut!

So, das war jetzt lang genug … euch allen eine schöne und gesunde Woche.