Messen, Einweg und was wünsche ich mir

Trigger für den Beitrag waren ein paar Threads in Gruppen zur HOV. Dass ich mich auf die Messe freue, ist vermutlich bekannt. Dass ich gleichzeitig nicht erfreut bin über die Anzahl der Einweg-Anbieter, kann ich auch offen so sagen. Selbst „im HOV-Style gezählt“ (ergo jeden Brand für sich, auch wenn davon sich 10 einen Stand teilen) landen wir bei um die 50% Einweg und damit über dem, was 2022 schon zu viel war. Zumindest meiner Meinung nach.

Ich habe übrigens vollstes Verständnis dafür, das man diese Aussteller braucht, um die Messe zu finanzieren!

Es ändert aber nichts daran, dass eine Messe nicht nur von den Ausstellern, sondern auch von den Besuchern lebt. Und ich sehe den Einwegkunden nicht auf eine Messe fahren. Auch schreckt so viel Einweg einfach Teile des „kaufkräftigen Publikums“ ab, das man als Aussteller eigentlich auf einer Messe haben möchte.

Meiner Meinung nach macht man dort trotzdem einen soliden Job, um so viele interessante Aussteller wie möglich zu erreichen und dem Besucher was zu bieten.

Ich kenne genug der anderen nationalen und internationalen Messen, um das klar so aussprechen zu können.

Info: Der Artikel war fertig, bevor ich gestern gefragt wurde, ob ich dort zum Thema Einweg und Steuern mit auf die Bühne möchte. Nur der Offenheit wegen.

Hallenplan und Ausstellerliste

Wer eine Erinnerung an die HOV 2022 braucht, findet meine 3 Beiträge dazu hier: Part 1, Part 2 und Part 3

Ich würde mich übrigens SEHR freuen, wenn ich im Jahr 2023 Part 3 sehr kurz halten könnte.

Gegenstimmen

Es finden sich allerdings auch genug kritische Stimmen zur HOV. Sowohl aus dem Konsumentenumfeld als auch von Teilen des Handels.

Die Konsumentenkritik möchte ich heute großteilig außen vor lassen. Da geht es primär um Einwegablehnung (verstehe ich voll und ganz), Probleme mit der Branche an sich (auch das kann ich gut nachvollziehen, gehöre aber der Fraktion „Ihr müsst besser werden“ an und nicht den „hoffentlich seid ihr bald alle pleite“ Leuten) und teils auch einfach dagegen sein. Letzteres hat in Deutschland ja eine lange Tradition.

Zu dem, was ein paar Marktteilnehmer rausgehauen haben, möchte ich Stellung beziehen. Es gab das übliche „Eine Messe lohnt sich nicht mehr, da die Kunden alles geschenkt haben wollen“ und weitere der üblichen Schuldzuweisungen zu lesen.

Der Kunde ist also mal wieder Schuld?

Glaube ich nicht.

Die Aussteller haben sich ihre verbliebenen Besucher einfach so erzogen! Wo früher noch Innovationen auf Messen gezeigt wurden und Warteschlangen durch die Halle standen, gibt es heute den x. Aufguss von etwas, das jeder, der auf eine Messe fährt, schon hat.

Natürlich können die Hersteller nicht jedes Jahr das Rad neu erfinden.

Und es muss natürlich auch einen Markt für Neues da sein. Innovation der Innovation wegen bringt nichts. Aber etwas mehr Innovation als aktuell zu sehen ist nötig, um erfolgreich am Markt zu bleiben. Die Kunden kaufen heute kaum noch die 10. Sonderedition des an sich gleichen RTAs, wie das früher mal nicht unüblich war. Und wirklich Neues fehlt aktuell bei den meisten komplett. Und ich meine es genau so deutlich.

DNA 250C ? 2018

DNA 100C ? 2021

Dani Mini ? 2018

Dani Micro ? 2021

Nautilus 3 ? 2021

Zeus Subohm ? 2019

Um einfach ein paar Beispiele zu bringen.

Wieso fragen Kunden nach Messerabatten?

Weil die Hersteller genau das von sich aus jahrelang auf Messen angeboten haben! Ich kann mich an eine Firma erinnern, die Shortfills für 5€ auf einer Messe released hat, für die danach im Laden 20€ aufgerufen wurden. 30-50% Messerabatt war lange zumindest bei Flüssigem recht normal. Man hat den Besucher dran gewöhnt. Nimmt man dem Kunden das weg, woran man ihn gewöhnt hat, dann jammert er.

Und nur das es gesagt ist: Messerabatte sind an sich etwas, das sehr wohl bei Verbrauchermessen üblich ist!

Lautstärke

Messen, deren Musik und Bühnenprogramm so laut war, das man Ohropax brauchte und alle Stunde durchs Gedränge ins Freie musste, um Luft zu holen und die Ohren zu entlasten sprechen, welches Publikum an?

Eher nicht das Publikum, welches 500€ dort lassen kann, ohne das es weh tut.

Lifestyle

Wer als Zielpublikum halt das „jugendliche Lifestylepublikum“ haben will, der wird andere Kunden verlieren, die tatsächlich Umsatz machen würden. Zahlungskräftige Kunden gegen ein Publikum einzutauschen, das primär für Rabatte, Samples und Giveaways kommt, ist nicht gut fürs Geschäft.

Man hat sich als Branche Teile des finanziell interessanten Messepublikums verbrannt. Die meisten „Messen„, die ich die letzten Jahre besucht habe, kann man eher unter „Indoor Flohmarkt“ und halt „Blasentreffen“ einstufen. Die HOV mit ihrer Modders-Gallery ist da noch die Ausnahme. Für die anderen sehe ich einen schweren Stand in der Zukunft.

Es soll übrigens keiner behaupten, es gäbe keine zahlungskräftigen und -willigen Dampfer mehr. Wer ab und an in High End Gruppen mitliest, der weiss, dass die immer noch aktiv sind. Das „Mid End“ (das sich aber gerne als High End sieht) das ist aber großteilig am Sterben. Ergo, die Serienprodukte für gehobene Ansprüche haben es am Markt aktuell sehr schwer. Sie können sich von den Preiswerten oft technisch kaum noch absetzen.

Massenmarkt

Man setzt auf austauschbare Convenience-Produkt, und die brauchen keine B2C Messen. Das mag mancher nicht hören wollen, aber Einwegs und (die meisten) Pods kommen ohne eine Fachmesse aus.

Optionen

Es mag sich für viele Besucher aus 2016 – 2019 komisch anhören: Ich wünsche mir auf einer Messe heute 25-30% Hardware, 50-65% Flüssiges und etwas außenrum. Ein paar Verbände, Moonshine ( 🙂 ) und ein nettes und informatives Bühnenprogramm dazu und ich bin zufrieden.

Also genau das, was viele damals kritisiert haben. Grade die Steuer macht Messen für Liquid und Aromenanbieter wieder interessanter.

Zumindest wenn diese liefern können 🙂

Blindkäufe der Kunden werden aufgrund der Steuer weniger und die Option, seine Produkte Tausenden Kunden zum Probieren anzubieten, sollte für Hersteller wieder wichtiger werden.

Auf Einweg kann ich komplett verzichten. Zumindest auf einer Messe. Dass Shops diese verkaufen ist ein anderes Thema.

So, ich habe euch für heute genug gelangweilt und wünsche einen schönen Tag und hoffe, viele auf der HOV zu sehen.