Steuern und die Realität

Eigentlich wollte ich gar nichts mehr dazu sagen. Das Thema an sich (nicht aber die Folgen!) ist ja eigentlich durch. Ich hatte schon hier und hier im Laufe der Gesetzgebung berichtet. Auch Egarage, die Verbände (Handel wie Konsumenten), Blogs und Weitere haben alles dazu gesagt was gesagt sein sollte. Trotzdem stolpere ich jeden Tag über Artikel/Postings/Livestreams und Beiträge dazu bei denen ich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen muss.

Daher ganz kurz in Punkten, was da der aktuelle Stand ist:

Punkt 1: Das Gesetz ist verabschiedet und veröffentlicht! Klar könnt ihr schreiben/sagen/denken „das ihr nicht daran glaubt das so was kommen wird“. Das ändert aber nichts an der Realität!

Punkt 2: Man wird die Definition der betroffenen Produkte aus dem TabakerzG übernehmen. Also fallen auch Base, Dampfaromen sowie Long- und Shortfills rein. Also genau die Produkte, die seit 01.01.2021 auch jetzt schon mit Laborwerten anmeldepflichtig sind.

Punkt 3: Beim Großhandel, den Herstellern und Teilen des Onlinehandels wird es Zolllager geben. Die Steuer ist erst dann zu zahlen, wenn die Ware das Zolllager verlässt. Ergo ändert sich für die großen Anbieter, die sich ein Zolllager leisten können, recht wenig, bis die Ware dann verkauft ist.

Punkt 4: Der kleinere Handel kann sich Zolllager nicht leisten. Der muss die Steuer schon beim Einkauf zahlen! Ergo steigt die Kapitalbindung bei den „kleinen“ bis 2026 teils um 1000 %. Wer glaubt, dass so was von den meisten zu stemmen sein wird, der träumt. Das Sortiment muss also massiv schrumpfen, die Stückzahlen gehen auch massiv zurück und natürlich wird öfters und in kleineren Stückzahlen nachbestellt.

Punkt 5: Auf die Steuer kommt immer noch MwSt. drauf! Ergo wird aus 3,20€ Tabaksteuer also 3,80€ brutto. Und wenn ein bisheriger 40 Cent Artikel dann knapp 4€ im Einkauf kostet muss der Verkaufspreis um mehr als die Steuer steigen damit das ganze rentabel bleibt.

Punkt 6: Der Kunde kann sein Geld nur einmal ausgeben. Alles, was davon von der Steuer geschluckt wird, muss anderswo eingespart werden. Der Kunde wird also bei knapp 5 € Mehrkosten (brutto) pro 60 ml Longfill (incl. 1 Shot) im ersten Schritt der Steuer vermutlich seinen Konsum einschränken, um nicht mehr Geld im Laden zu lassen. Die 50%ige Preissteigerung ist zu stark, um ohne Auswirkungen auf das Kaufverhalten zu bleiben! Langsame Preissteigerungen haben solche Effekte eher weniger. Je schneller das passiert, desto mehr wirkt es sich auf das Kaufverhalten aus.

Punkt 7: Nach dem 01.07.2022 wird es eine Abverkaufsfrist geben. Wie lang diese genau sein wird weis noch keiner. Aktuell steht dazu der Februar 2023 im Raum. Sicher ist das aber nicht!

Ich hoffe, damit sind die „üblichen Punkte“ klargestellt. Die Quellen sind verlinkt und wenn doch mal wieder jemand Blödsinn dazu erzählt, kann man drauf verweisen.

Euch allen noch einen schönen Mittwoch und wenn ihr noch offene Fragen habt, stellt sie bitte hier 🙂