Coils, Coilbuilder und die Schleichwerbung

Wir haben das Jahr 2020, und der Branche geht es nicht so gut. Okay, soweit sind das keine „News„. Allerdings betrifft das anscheinend nicht die ganze Branche gleichermassen. Gewisse Teile der Branche haben offensichtlich aktuell die Werbung für ihre Produkte nötiger als andere. Und um den Teil der Coilbuilder soll es heute gehen.

Die Kundschaft verändert sich, und das merken manche heute einfach stärker als andere. Das ist aber auch nichts Neues , und das sagten wir schon vor einiger Zeit voraus. Die echte Hobbyseite schrumpft (leider). Und was Coils angeht gibt es nicht nur immer mehr Anbieter in D, sondern auch immer mehr „ordentliche“ Produkte aus China auf dem Markt. Auch sind die Fertigcoiler und Podsysteme vielen mittlerweile gut genug. War vor 2 oder 3 Jahren ein Selbstwickler für guten Geschmack quasi Pflicht, ist das heute nur noch bedingt nötig.

Ebenfalls sinkt anscheinend die Anzahl der „echten“ Selbstwickler, und immer mehr Kunden schrauben „nur“ fertig gekaufte premade Coils in ihre Verdampfer, ziehen ihre Schnürsenkelwatte passend zur Coil durch und sind damit zufrieden.

Das ist auch total okay und macht sicher auch viele glücklich.

Vorab etwas zur Regulierung

Coils sind unserer Meinung nach ein Teil einer E-Zigarette und daher anmeldepflichtig nach §24 TabakerzV . Wieso wir das glauben, wird sich mancher fragen. Nun §1 TabakerzG verweist in der Begriffbestimmung direkt auf Artikel 2 der Richtlinie 2014/40/EU, und dort ist in Satz 16 folgendes definiert:

… „elektronische Zigarette“ ein Erzeugnis, das zum Konsum nikotinhaltigen Dampfes mittels eines Mundstücks verwendet werden kann, oder jeden Bestandteil dieses Produkts, einschließlich einer Kartusche, eines Tanks, und des Gerätes ohne Kartusche oder Tank. Elektronische Zigaretten können Einwegprodukte oder mittels eines Nachfüllbehälters oder eines Tanks nachfüllbar sein, oder mit Einwegkartuschen nachgeladen werden.

Dass Fertigcoils für Fertigcoilverdampfer anmeldepflichtig sind, bestreitet niemand. Die Anmeldelisten ist voll davon.

Wie ist das aber bei den Selbstwicklern?

Bei Draht von der Rolle kann man sehr einfach argumentieren, dass er ein „Dual Use“ Artikel ist. Grade bei Edelstahldraht ist das einfach, denn diesen kaufen viele im Imkereibedarf ein. Draht von der Rolle wird daher wohl eher nicht unter die Regelungen fallen.

Wie sieht das aber bei „premade Coils“ aus die oft genug speziell und passend für einen speziellen RTA/RDA angeboten und vermarktet werden?

Wieso muss also eine Fertigcoil für einen Crown 4 (Beispiel) mit Laborwerten 6 Monate im voraus angemeldet werden und eine „premade Coil“ für einen Selbstwickler nicht? Gibt es für diese ein anderes realistisches „Nutzungszenario“?

Die Herkunft der Coils und ob sie „handmade“ oder von der Maschine sind, ist dabei egal. Genau wie das Herkunftsland. Und dass es gerade was die Legierungen angeht diverse (Qualitäts) Unterschiede auf dem Markt gibt, ist auch jedem klar. Das „sollte“ nicht sein, ist aber in der Praxis leider so. Und auch die Kombination der Materialien in der Coil ist teils nicht ganz unkritisch.

Das Gleiche gilt übrigens auch für Mesh!

Natürlich sind Meshbögen vergleichbar zu Draht von der Rolle vermutlich aussen vor. Wie sieht das aber mit den fertig konfektionierten Meshstrips für die heutigen Mesh RTAs/RDAs aus? Gibt es da wirklich alternative Einsatzoptionen die „realistisch“ sind?

Das lassen wir hier mal so im Raum stehen …

und warten mal ab, ob irgendwann dieses Chaos reguliert werden wird. Oder ob der Hobby Markt soweit schrumpfen wird, dass es den Aufwand nicht lohnt. Da manche Anbieter/Importeure ihre „premade Coils“ sehr wohl anmelden, ermöglicht das viel Spielraum für Abmahnungen sollte jemand Interesse haben. Das nur so als Info.

Aber das war eigentlich nicht der Grund für den Artikel 😉

Es war eher das lange Vorwort für den recht kurzen, aber uns wichtigeren Teil.

Und da fällt nicht nur uns seit langem ein massiver Trend dazu auf, teilweise recht plumpe Werbung gerade für käuflich zu erwebende „handmade Coils“ in FB Gruppen und Co zu streuen.

Instagram lassen wir da mittlerweile ganz aussen vor, denn ausser #beschde finden wir da schon lange nicht mehr viel. Zugegebenermassen oft schöne Bilder von Liquidflaschen, die von (meist halbnackten) Damen ins Bild gehalten werden, mögen Clicks generieren, aber wenn die Flasche noch zu und der Longfill sichtbar nicht angemischt ist, hat das auf uns als Kunde wenig Relevanz bei der Kaufentscheidung. Es mag bei manchen den Kauf von Küchenpapier ankurbeln, aber das ist kein Thema für diesen Blog 😉 .

Schleichwerbung

Dass generell beim Thema „komplexe und handmade Coils“ die Meinungen massiv auseinander gehen, ist jedem klar. Aber auch das soll hier kein Thema sein!

Wir sehen seit Monaten immer mehr Werbung für „handmade Coils“, und diese wird dazu aggressiver und penetranter und oft auch „einfacher und direkter“. Etwa ab Mitte März 2020 ist es nochmals merklich schlimmer geworden. Es sind wohl (zu) viele daheim, und auch viele Coilbuilder haben Zeit, ihrem Geschäft mit mehr Zeit nachzugehen.

Wenn wir (fotografisch tolle!) Posts sehen zu einer „handmade Coil“, verbaut in einem RTA, frisch ausgeglüht und mit leichtem Blaustich davon, erfreuen wir uns an dem technisch gelungenen Bild. Dabei wird die Coil A von Coilbuilder B klar empfohlen und verkündet, dass man sich natürlich jetzt auch für andere RTAs Coils dort bestellen wird, weil sie ja so toll sind. Nur besser schmecken tun sie angeblich nicht …. Das stand so auch dabei.

Da stellt sich uns die Frage, wieso man als Kunde für 15-25€ Coils kaufen sollte, wenn sie nicht besser schmecken?

Ist das nicht eigentlich der Sinn der Sache?

Andere „Werbepartner“ loben dagegen meist pauschal den Geschmack. Es würden sich, wenn man nur Coils von X kauft, „neue Geschmackwelten“ eröffnen. Wobei jeder der „Werbepartner“ einen anderen Coilbuilder und auch vom Design andere Coils auf diese Art empfiehlt 🙂 .

Oft werden pauschal auf Fragen nach Coils bestimmte Coilbuilder empfohlen. Wenn man wenigstens eine spezielle Coil empfehlen würde, mit der man selbst gute Erfahrungen in dem angefragten RTA/RDA gemacht hat! Das wäre ja noch nachvollziehbar. Aber Coilbuilder A zu hypen, weil einem Coil B in SingleCoil RTA C gut gefallen hat, wenn nach einem Coilpaar für Dualcoil RDA D gefragt wird, ist einfach Werbung und bringt niemanden weiter. Ausser eventuell den Umsatz eines Coilbuilders, der dann via PN tolle Beratungen macht. Anbei ein Screenshot einer solchen „Beratung“

Die „Beratung“

Ist das wirklich das, was wir wollen?

Wie ist das mit der Werbung für E-Zigaretten?

Gezielte Werbung für Produkte ist was? Verboten! Quelle wäre dafür §19 TabakerzG, wenn es um soziale Medien geht. Von daher wären wir da auf dem Markt sehr vorsichtig, was das Bewerben angeht …. aber das muss jeder selbst wissen 😉

Wir verzichten absichtlich darauf mit Namensnennung die „schlimmsten“ Kandidaten vorzustellen aber vermutlich wissen die meisten der Leser welche gemeint sind.

Wie immer freuen wir uns über Feedback auf unserer FB Seite.

Quellen:

https://ec.europa.eu/health/sites/health/files/tobacco/docs/dir_201440_de.pdf

https://www.gesetze-im-internet.de/tabakerzv/__24.html

http://service.juris.de/tabakerzg/__1.html

https://www.gesetze-im-internet.de/tabakerzg/__19.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Bimetallkorrosion