Zwitter oder warum muss ein Verdampfer alles können?

Obwohl sich dieser Artikel primär auf Verdampfer bezieht, sind in ein paar anderen Bereichen ähnliche Muster anzutreffen.

Übrigens geht es nicht um Produkte, die aktuell released werden/wurden. Der Artikel wurde im Dezember 2019 angefangen 😉 . Das ist ein generelles Problem seit Jahren.

Auch werden wir nicht mit dem Finger auf bestimmte Produkte zeigen so verlockend das bei manchen ist 😉 .

Einleitung

Der Markt für Dampfartikel ist groß geworden. Sehr groß sogar … die Zeiten, wo ein hochwertiger Selbstwickler ein „Verkaufswunder“ war, wenn er sich 1000 Mal verkauft hat sind vorbei. So manches „High End“ Modell ist mittlerweile mehr als 20k mal verkauft worden und läuft immer noch gut im Handel. Andere liegen obwohl es sie praktisch nur online mit Vorbestellungslisten gibt bei über 6000 Stück.

Ist ja auch schön, wenn der Markt groß geworden ist und es sich lohnt.

Und da stellt sich bei uns die Frage, wieso immer noch Hersteller versuchen, ihre Produkte die komplette Marktbreite abdecken zu lassen, anstelle ein tolles Produkt für eine „Nische“ zu bauen. Wohlgemerkt ist mit Nische hier so was wie „der M2L Markt“ , „der restricted DL Markt“ oder der „der Open Draw Markt“ gemeint. Also Marktsegmente, die nicht wirklich klein sind 😉 .

Dazu kommt auch, dass das zugrunde liegende Design dann fast zwangsweise auf „eierlegende Wollmilchsau“ ausgelegt werden muss. Und dadurch in der Praxis in keinem Segment mehr glänzen kann. Zumindest wenn man ernsthaft versucht hat, mehrere Bereiche abzudecken.

Außer in der Werbung – laut der das Produkt von straffem M2L bis Open Draw alles kann – und das natürlich perfekt.

Bedingt kann man bei bestimmten Grunddesigns schon ein Spagat mit genug Umbauteilen so realisieren das es funktioniert. Aber um es klar zu sagen:

Ein 1,5mm Airflow Pin alleine macht aus einem guten DL RTA noch lange keinen guten M2L RTA 😉 .

Von der Version bei der nur extern am Airflow Ring die Luftmenge verkleiner wird wollen wir gar nicht reden!

Dazu muss die Kammer noch kleiner werden, man sollte eventuell den Kamin verengen und das Driptip muss auch ein anderes werden und dann kann es sein, das der Zwitter ganz ok funktioniert. In der Referenzklasse ganz oben wird er aber auch dann vermutlich nicht mitspielen.

Das Ganze funktioniert umgekehrt genauso schlecht. Nur weil man einen offenen Airflow Ring anbietet, wird man einen tollen M2L RTA auch nicht auf einen guten (!!) Open Draw umbauen können.

Besonders unschön wird es wenn all das Zubehör – das man bräuchte, um den Tank wie versprochen zu nutzen – zum Release noch nicht verfügbar ist.

Laut der Werbung und einiger Reviewer ist das ja auch gar nicht nötig …. so sagt man das vor bzw. zum Release gerne. Und die Reaktionen gegenüber Reviewern, die auf die Differenz zwischen Werbung und Realität hinweisen, sind teils sehr persönlicher Natur.

Als Folge ist natürlich der Kunde unzufrieden

Zumindest der Teil der Kundschaft, der der Werbung geglaubt hat und den Verdampfer gekauft hat wegen genau der Eigenschaft, die er nicht kann. Es kann dabei sehr wohl sein, das der Tank in anderen Bereichen glänzt und sogar extrem erfolgreich ist.

Da werden schon mal RTAs, mit 10 mm² Airflow unter der Coil, als „unserer Meinung nach ist das natürlich straffes M2L“ beschrieben. Kann man tun. Ob es jeder Kunde auch so sieht?

Ist offenbar manchen Herstellern egal, denn gekauft wurde das Produkt ja schon

Gerne wird dann Monate nach dem Release (wenn die erste Batches verkauft sind und man Kapazitäten frei hat) diverses Zubehör angeboten, um den Tank auf das Niveau zu bringen, auf dem er laut Werbung von Anfang an war. Oft mit dem Versprechen das „Wenn du X und Y noch dazu kaufst, dann kann er das endlich auch“.

Und da der Dampfer den RTA ja schon gekauft hat, stellt sich die Frage, ob er es versucht und eventuell noch mehr Geld verbrennt oder halt nicht. Das klappt als Hersteller aber nur, wenn der Kunde bis dorthin den Verdampfer nicht schon lange weiterverkauft hat. Wenn wir die reinen „HWV“ Käufer rausnehmen – die eh alles kaufen, verkaufen oder tauschen nur damit sie es „auch mal hatten“ – gilt folgendes:

Der Weiterverkauf ist hier (nicht generell, sondern nur in diesem Fall) der „Worst Case“ für den Hersteller, auch wenn sich viele dessen nicht bewusst sind.

• Der Kunde war unzufrieden und daher sinkt die Bereitschaft, das Nachfolgeprodukt zu kaufen.

• Der Kunde hat dabei meist zwischen 30 und 50% „Verlust“ gemacht. Das senkt ebenfalls die Bereitschaft den Nachfolger zu kaufen.

• Der Kunde fühlt sich von Werbung (und eventuell auch den Reviewern und/oder seinem Offi) schlecht beraten. Das senkt die Bereitschaft, den Nachfolger zu kaufen und das Vertrauen in die Beratung.

• Der Verdampfer wird eventuell über viele Stationen reisen bis er bei jemandem ankommt, der ihn mag. Bei jeder der Stationen wird eventuell jemand hinterlassen, der nicht die beste Meinung vom Produkt haben wird.

• Der Kunde wird sich ernsthaft überlegen, ob der Gebrauchtmarkt nicht für ihn der bessere Deal ist. Dort ist das Risiko, viel Verlust zu machen, kaum gegeben. Damit fehlt dem Hersteller aber der Neukunde.

Meist landet der Kunde, der den Verdampfer zum Release gekauft hat, mit Kammerverkleinerung, Kaminverkleinerung, neuem Pluspol bzw. Airflowverkleinerungen und neuem Driptip in einer Preisklasse für die man fast 2 RTAs hätte bekommen können. Ob das der Weg ist mit der man sich eine Stammkundschaft generiert?

Das bezweifeln wir mal laut.

Gibt es für Zwitter Verdampfer wirklich einen Markt?

Offenbar schon denn es kommen fast jede Woche neue Modelle, die man nur dieser Klasse zuordnen kann. Und das nicht ausschließlich bei Verdampfern. Auch bei vielen Podsystemen und so manchem „Einsteigerkit“ versuchen die Anbieter da das Spagat.

Nur welcher dieser Verdampfer ist ein langlaufender Erfolg geworden?

Es gibt auf dem Markt so manchen Verdampfer, der schon lange ohne große Änderungen sehr erfolgreich ist. Sowohl im High End bei den Selbstwicklern als auch bei den Fertigcoilern aus Asien.

Und fast alle davon decken einen klaren Marktbereich ab, in dem sie sehr gut sind.

Teilweise gibt es grade im High End Bereich auch einige Umbaukits. Ob von Moddern oder direkt vom Hersteller ist dabei egal. Und manche machen auch ihren Job ganz ok bis gut. Aber ihren Ruhm und Erfolg begründen fast alle Verdampfer damit ihre Nische sehr gut zu bedienen. Die Umbaukits sprechen da eher den Kunden an der sein Dampfverhalten im Laufe der Zeit verändert. Und der seine Hardware weiternutzen will, die er eh schon daheim hat und auch über die Jahre lieb gewonnen hat. Der Neukunde wird aber nicht SO erfolgreich erreicht und wenn doch liest man zumindest meistens, das Selbige das Produkt zwar als „ganz ok“ einstufen, aber halt nicht mehr.

Da darf der eine oder andere Mal drüber nachdenken, ob dieser Weg (noch) der richtige ist.

Nur als Anmerkung: Wir wollen NICHT sagen das es unmöglich ist, einen funktionierenden Zwitter zu bauen! Mit genug Umbauteilen geht das vermutlich ausreichend gut. Nur BISHER haben wir noch keinen gedampft der das „ab Werk“ konnte.

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