Liquidmarkt – eine Nachbesprechung

Unsere Erklärungen zum Liquidmarkt haben uns sehr viel Feedback eingebracht, sowohl komplett zustimmend, als auch in Form von starkem Gegenwind.

Kritik ist gut, und wir akzeptieren andere Meinungen, wie sie kommen. Hier aber hat die Kritik mehrere Punkte des Artikels belegt und gezeigt, dass wir wohl nicht deutlich genug waren.

Also gibt es hier eine Nachbesprechung dazu:

Die Kritik richtete sich primär gegen 2 Punkte im Artikel:

  • Unsere Vorhersage, dass Aromen wieder eine Zunahme verzeichnen
  • Unsere Aussagen zum Preisniveau

Zu beiden Punkten kann man mit Sicherheit viele persönliche Meinungen haben.

Natürlich haben wir keine „Glaskugel“, um in die Zukunft zu schauen.

Ebenfalls gilt zu bedenken, dass pauschale Aussagen zu einer Branche wie unserer nie gleichermassen auf alle zutreffen. Jeder Shop und Anbieter ist anders und hat ein anderes Publikum!

Es bleibt unser bisher immer recht gutes Gespür, wohin der Markt mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit gehen wird.

Aromen

Zu den Aromen sagen wir weiterhin, dass sie unserer Meinung nach wieder im Aufwärtstrend liegen. Und damit meinen wir klassische Aromen, meist in 10ml Flaschen (aber auch die 30ml Versionen).

Vom Umsatz her kommen sie natürlich bei weitem nicht an die Longfills heran!

Aber wir sehen einen Aufschwung, der – sollte die Nuller-Regulierung und das Werbeverbot so kommen, wie im Moment angekündigt – eventuell doch den Markt noch einmal umkrempeln könnte.

Zitat aus unserem vorigen Artikel: „… Danach kommen Aromen in Form der Dauerseller wie Heisenberg und Co. Die meisten Shops verkaufen sie immer noch massig, aber nur wenige nehmen das aktiv wahr…. “ Das Feedback einiger Shops zu dieser Aussage hat sie (leider) zu 100% bestätigt. Wir hatten Kontakt zu mehreren Shopinhabern/Leitern/Herstellern, die uns absolut überzeugt erklärt haben, dass „ihre“ Kunden keine Aromen (mehr) kaufen. Auf Nachfrage – mit der Bitte, doch mal in ihrer Waren-Wirtschafts-Software nachzusehen, was die Topseller im Dezember rein nach Anzahl der verkauften Einheiten waren – stellte sich heraus, dass bei den meisten 2-4 der Top10 Artikel aus dem „Flüssigkeiten“-Segment eben doch Aromen (klassische Aromen!) sind. Und das sind Dauerseller, keine „Eintagsfliegen“.

Auf gezielte weitere Nachfrage zeigte sich ebenfalls klar, dass auch sonst gewisse Aromen eigentlich gar nicht schlecht laufen, dafür dass sie irgendwo unter dem Tresen stehen und de facto null beworben werden. Das allein reicht, um der Aussage „meine Kunden kaufen keine Aromen“ das Wasser abzugraben.

Auch der Punkt „…Ein kurzer Blick auf das vorhandene Sortiment“ erklärt die angeblich schlecht laufenden Aromen meistens. Wenn wir da nur „fertige Mischungen von eher unbekannteren Anbietern“ oder „Hausmarke schon lange über MHD“ sehen, wundert uns das nicht. Die Ladenhüter des Aromenmarktes, die „schon ewig“ im Regal vergammeln, in einem Shop, dessen verbliebene Kundschaft eh kaum auf Aromen steht, animieren nunmal niemanden zu Experimenten…“ Dieser Kausalzusammenhang wird zu oft ignoriert. Als Kunden begegnet uns genau das immer wieder.

Die beiden letzten Offliner, deren „Aromen-Sortiment“ wir gecheckt haben (beides Shops nicht direkt vor Ort, in beiden Shops waren wir schon lange nicht mehr) hatten leider auch genau nur das vorrätig, was schon vor 1-2 Jahren keiner kaufen wollte. Wenn man nicht einmal ein „Pinkman/Heisenberg/Red Astaire/etc“ anzubieten hat, macht man als Shop unserer Meinung nach etwas falsch. Nur weil sich die Reste an Aromen – die man seit 2 Jahren nicht los wird – nicht verkaufen, heißt das nicht, dass dieses Marktsegment nicht funktioniert. Es belegt nur, dass man nicht das Produkt verkaufen will, das den eigenen Kunden anspricht.

Natürlich sind Aromen nicht mehr wie 2016 die „Brot und Butter“-Produkte im Flüssigkeitenmarkt. Das liegt aber unserer Meinung nach sogar weniger am Kunden, sondern mehr daran, dass fast alles, was ab 2017 neu gekommen ist und gehypt wird, gar nicht als Aroma verkauft wird. Und wenn es doch als Aroma kommt, nimmt es kaum jemand ins Sortiment! Man will es an vielen Orten einfach nicht verkaufen.

Wir fordern absolut nicht, dass die Shops jetzt anfangen sollen, anstelle von Long- und Shortfills ihren Kunden Aromen aufzuschwatzen!

Wir sagen nur, dass jeder Shop, der auf Nachfrage des Kunden (!!) keine „ordentlichen Aromen“ verkaufen kann oder will, riskiert diese Kunden dauerhaft zu verlieren.

Der Punkt kam wohl leider nicht so klar herüber, wie wir uns das gewünscht hatten.

Wunschwelt

(Vorab: Dieser Teil betrifft nur ganz wenige Marktteilnehmer, die aber sehr laut heulen! Den Schuh muss sich kaum jemand anziehen 😉 . Und die, bei denen er passt, begreifen vermutlich nicht einmal, dass sie gemeint sind. Die breite Masse darf es als kurzen Rant zwischendrin mit dem Zweck der Belustigung abtun.)

Manche Anbieter wollten den Punkt nicht begreifen; vermutlich, weil er nicht in ihre Wunschwelt passt, in der Shortfills immer noch den Markt beherrschen sollten. Eine Welt, in der schon die Longfills nur ein Zugeständnis an den „Hartz4 Geiz ist geil -Mob“ sind, die man eigentlich gar nicht freiwillig verkaufen mag, aber halt „gezwungen“ wird.

Natürlich kann man als Marktteilnehmer hingehen und die Kundengruppe der „Aromakäufer“ pauschal als Personen abtun, die sowieso im Offi nichts kaufen würden, da „so Leute“ sowieso alles direkt in China bestellen, nur um 5 Cent zu sparen. Und ja, das darf man immer wieder von Marktteilnehmern lesen und hören. Dann darf man aber als Shop auch nicht jammern, wo die Kunden hin sind! Die Sorte „Fachgeschäft“ kennen wir leider nur zu gut … und ja die werden da gerade (zu recht!!) hart getroffen.

Dass Shortfills die um die 50% M2L/Podkunden komplett ignorieren, wird gerne ausgeblendet. Noch Mitte 2019 hörten wir von einigen Marktteilnehmern, dass 3 mg Nikotin/ml doch eh das Maximum ist, das heute jemand dampft. Mehr wäre ja gar nicht dampfbar. Und das wurde wirklich ernsthaft so kommuniziert an die Kunden.

Dabei vergessen manche, dass ein nicht unerheblicher Teil der Kunden M2L und in ihren Pods heute mit 18-20 mg/ml dampfen will und die meist vorverdünnten Longfills mit 15-25% Aroma das nicht erlauben. So mancher den wir kennen, mischt heute konzentrierte Aromen direkt in den Nikotin(salz)shot.

Der Trend zu 18+ mg/ml (bis hoch zu 50er Liquids aus dem Ausland) wird den Kunden – die noch Influencern in D folgen – ja in den Videos und Streams gerne vorgelebt.

Preise

Der zweite grosse Kritikpunkt an unserem Artikel war das Thema „Preise“. Es ist uns absolut bewusst, dass auf dieses Thema ganz viele extrem allergisch reagieren. Und wir verstehen auch ganz genau, warum! Aber nur, weil wir das verstehen, stimmen wir dem nicht zu.

Nun gehen wir kurz an den Punkt, für den wir die meisten Beschimpfungen (teils war das keine Kritik sondern wirklich Beschimpfungen) bekommen haben:

„Die Marge zwischen den Kosten (Produktion, Marketing und Co.) und dem Endkunden-Verkaufspreis ist vermutlich in keiner anderen (Massenmarkt-) Branche auch nur annähernd so groß.“

Von „wir hetzen die Dampfer auf“ über „diese Diskussion kann sich die Branche aktuell nicht leisten“ und „das ist doch nur Neid“ bis „ihr habt doch keine Ahnung, wie wenig wir als Hersteller daran verdienen“ war alles dabei. Nur konnte uns keiner eine vergleichbare Branche nennen, in der die Marge ähnlich ist. Und nur, dass es auch hier nochmal gesagt ist:

Die kleinen Hersteller sind hier nicht die Schuldigen!

Aber das ändert nichts daran, dass die Marge über die ganze Vertriebskette rekordmäßig hoch ist. Auch wenn das aktuell keiner hören mag. Uns ist durchaus bewusst, dass der Shop am Ende der Kette aktuell seine Marge braucht, um die Kosten zu decken. Uns ist jedoch auch sehr wohl bewusst, dass dies auf Dauer so nicht bleiben wird. Je mehr die Branche wächst und professioneller wird, desto mehr mehr wird es da Einschnitte geben. Finden wir das fair? Nein! Ist aber so.

Auch zu unserer Aussage, dass der Trend im Preis klar nach unten geht, gab es einiges an Kritik. Trotzdem ist die Aussage nicht falsch, auch wenn sie keinem Marktteilnehmer gefällt!

Sorry aber wir machen nicht die Preise!

Wir berichten nur, was wir sehen 😉 .

Wie wir schon im Artikel sagten, sind Teile (!!) der Preisgestaltung für uns nicht nachvollziehbar. Das Paradebeispiel dafür ist der Vergleich zwischen Long- und Shortfills. Die gleiche Aromamenge, die gleiche Chubby, und auch das Label kostet nicht mehr bei dem Shortfill. Es sind (bei der 50/60ml Version) um die 35ml mehr VG drin … das war´s! Und der Preis verdoppelt sich. Warum?

Und zu der Meinung, dass bei diesem Preismodell etwas faul ist, stehen wir!

Dafür darf man uns gerne „haten“, aber bei dem Punkt kennen wir die Preise für die Abfüllung in anderen Marktbereichen mit merklich strengeren Anforderungen zu gut. Und auch die im Dampfsektor zumindest bei genug Abfüllern. Wir glauben euch durchaus, dass man bei den kleinen Chargengrößen, die aktuell üblich sind, „unverschämte“ Preise in Herstellung und Abfüllung aufruft. Aber das ist dann ein Problem der aktuellen Marktlage und Chargengröße – und das war 2017-2018 nicht so. Und damals waren die Preise auch nicht niedriger, die dem Kunden abgerechnet wurden. Dass man Shortfills zum gleichen Preis wie Longfills verkaufen kann, ohne daran pleite zu gehen, zeigen einige Anbieter, die das (sogar relativ erfolgreich) von Anfang an tun …. Sogar ohne, dass wir diese Shortfills je gross in Handchecks und Reviews sehen.

Die „nehm ich auf Verdacht spontan mit“-Preisschwelle

Bei ganz vielen Kunden sind 10€ die Schwelle, die entscheidet ob man etwas „spontan“ mitnimmt oder nicht. Und ganz viele erwarten heute ein 120ml „Liquid“ zu dem Preis.

Finden wir es toll, dass Kunden lieber ein billiges, aber nicht so tolles Liquid kaufen anstelle von etwas wirklich Gutem, das nicht viel teurer ist? NEIN!

Aber wer mal ins Spirituosenregal eines Supermarktes geschaut hat, sollte sich da nicht verwundert zeigen. Da läuft das nicht anders … Und von den Margen bei Liquids träumt man dort!

Wir sind mittlerweile an einem Punkt in der Preisspirale, an dem die Kunden ihre Longfills zu einem Preis bekommen können (!!), der vergleichbar ist mit dem, was sie auch für ein Aroma zahlen würden (wenn man die leere Flasche mitrechnet ). Da sind wahrlich nicht alle Hersteller angekommen, und wir hoffen zugunsten der kleinen und kreativen Anbieter, dass es nie SO schlimm wird, wie wir vermuten. Aber der nächste Preisrutsch ist unserer Meinung nach nur eine Frage der Zeit. Ob das mittels „Dauerrabatten“ in Shops oder via einer offenen Anpassung des UVP erfolgen wird, warten wir mal ab.

Hier ist es die Aufgabe der „exklusiven“ Anbieter (Wir hassen das Wort „Premium“, denn das druckt sich heute jeder auf seine Flaschen!), sich klar von der Massenmarkt-Ware zu distanzieren. Das wird in anderen Branchen ja auch erfolgreich getan. Um im Genussmittelbereich zu bleiben reicht auch da ein Blick ins Spirituosenregal, um das zu erkennen. Nicht jeder Kunde will einen 12 Jahre im Eichenfass gereiften Single Malt – manchen reicht auch ein 4 Jahre im Blechtank gelagerter, um ihn mit Cola zu panschen.

Stückzahlen

Wir freuen uns wie vermutlich jeder Dampfer über die riesige Auswahl an Longfills. Okay, Aromen wären uns lieber, weil wir keine Freunde von Chubbys sind (was an den Chubbys liegt und nicht wie so oft unterstellt am Preis!), aber wir schaffen es gerade noch, sie selber umzufüllen 😉 . Damit kann man leben, und wir verstehen durchaus wieso das so ist. Leider ist die Folge des riesigen Angebotes, dass pro Sorte von den meisten nur noch wenige verkauft werden. Was wiederum die Herstellung verteuert.

Das kombiniert mit dem sinkenden Verbrauch ist nachvollziehbar ein massives Problem für die Branche.

Vielleicht sollte da der eine oder andere überdenken, ob es wirklich sinnvoll ist, jeden „Versuch“ aus dem Labor auch auf den Markt zu werfen. Bei so manchem Liquid, das wir aktuell verkosten, kommt der Eindruck auf, dass es nie jemand wirklich gedampft hat. Da wurden 2-5 Sachen kombiniert, die sich gut anhören und direkt ohne jedes Feintuning auf den Markt geworfen. Das hat 2016-2017 eventuell noch funktioniert. Heute ist das im besten Fall eine Eintagsfliege.

Fazit

Wir hoffen, dass wir die Punkte, die für einige unklar waren, jetzt nachvollziehbar erläutert haben.

Und wie immer kann man uns auf Facebook seine Meinung dazu hinterlassen