Der Markt im Wandel: Der Gebrauchtmarkt als Kaufanreiz

Wir waren in den letzten Wochen bei dem einen oder anderen Offliner. Und wir haben uns auch mit dem einen oder anderen Bekannten getroffen, der auch schon länger dampft und in der „Dampferblase“ aktiv ist. Was man halt so zum Jahreswechsel tut 😉 . Nette Gespräche führen oft zu neuen Aspekten in alten Themen, oder zu einer Bestätigung von Hypothesen und damit zu einem Artikel. Bei uns jedenfalls 🙂 .

Der Hintergrund

Im Sommer 2019 hat Facebook alle Handels- und Tauschgruppen für Dampfartikel auf seiner Plattform verboten und gelöscht. Und da gab es viele, und sie waren sehr aktiv.

Die aktuelle Lage

Auch die „schwierige“ Marktlage war bei vielen Gesprächen wieder ein Thema. Diese wurde auch mit dem Jahreswechsel auf 2020 für die Betroffenen nicht deutlich besser! Für viele ist der Boden offenbar erreicht, aber zu viel Wachstum ist außer im reinen Umsteigerbereich nicht zu erwarten. Dieser zieht zum Glück schon wieder merklich an. Gerade nach dem Jahreswechsel, wenn Raucher sich den Rauchstopp als „guten Vorsatz“ nehmen, ist dieser Anstieg regelmäßig zu verzeichnen! Wenn jemand seinen Shop auf Umsteiger aufgebaut hat: Euch kann ich nur massiv anraten, umzuplanen!

Der Auslöser

Als uns – unabhängig voneinander – einige Dampfer in den letzten Wochen sagten, dass sie seit dem Sommer kaum noch neue Produkte probieren, wurde unser Interesse geweckt, hier etwas genauer hinzuschauen. Auch auf den Stammtischen und in den Shops haben wir zunehmend Dampfer mit ( zumindest für die „Blase“!) recht „alter“ Hardware getroffen. Und das nicht, weil sie „im HighEnd angekommen und damit fertig“ sind. Wir sahen relativ viele mit preiswerten und guten Setups, die sie schon im Sommer oder noch länger dampften. Das war früher eher seltener, obwohl es natürlich absolut nicht negativ zu sehen ist! Der genannte Grund für die Hardwareauswahl war zB, dass sie „alles schon irgendwie haben“, was ein oft gehörtes und sicher zutreffendes Argument ist.

Das hat aber früher auch niemanden vom Kaufen abgehalten.

Als zweiter wichtiger Grund wurde genannt, dass man Probleme hat, gebrauchte Sachen weiterzuverkaufen, seit FB das nicht mehr erlaubt.

Die Folgen

Die direkte Konsequenz ist, dass etliche Dampfer sich dreimal überlegen, ob sie Produkt X spontan kaufen und probieren. Denn es geht nicht mehr so einfach, ein paar Tage/Wochen später das Produkt weiterzuverkaufen, weil es doch nicht so zu einem passt .

Als Folge der Gespräche haben wir eine Umfrage im Dampferhorizont dazu gemacht, ob es eine breitere Basis gibt die das so handhabt (1).

Gefragt wurde: „Hat sich euer Kaufverhalten verändert, da der „Weiterverkauf wenn einem das Produkt nicht gefällt/es nicht zu einem passt“ schwerer geworden ist? „

Die Antworten:

  • Ich kaufe nach wie vor gleich viel ->162
  • Ich kaufe weniger preiswerte und teure Sachen -> 52
  • Ich kaufe weniger teure Sachen -> 18
  • Ich kaufe weniger preiswerte Sachen -> 7

Es waren also 162 Stimmen, auf die das Verkaufsverbot keinen Einfluss hatte und 77 Stimmen, die deswegen ihr Verhalten angepasst haben.

Das bedeutet, ca. 1/3 der Blase hat sein Kaufverhalten reduziert – und das merkt der Handel natürlich. Uns ist absolut klar, dass die Mehrheit der Dampfer das Thema wenig betrifft. Und jeder sollte sich bewusst sein: es betrifft „nur“ eine „kleine“ Minderheit in der Gesamtzahl – aber es ist eine kaufstarke Minderheit!

Anmerkung

Bereits direkt nach dem Facebook-Verkaufsverbot hat sich diese Entwicklung für uns als vorhersehbar abgezeichnet. Andere haben das zu diesem Zeitpunkt noch weit von sich geschoben…

Wunsch vs. Realität

Wir wissen alle, dass sich sehr viele Marktteilnehmer darüber gefreut haben, als Facebook im Sommer 2019 die Verkaufs- und Tauschgruppen geschlossen hat.

Ganz viele von ihnen haben unter einem massiven Tunnelblick gelitten. Sie haben nur die wenigen Leute gesehen, die offen illegal auf FB unter Umgehung aller gesetzlichen Regelungen schwarz importierte Produkte verkauft haben, und haben die 99,9% der Privatverkäufer – die nicht 2 Verkaufsposts am Tag sondern vielleicht einen im Quartal machen – ignoriert. Genau gegen die Illegalen hätte man schon lange vorgehen müssen, anstatt irgendwelche Privatkunden – die einen gebrauchten iStick mit einem zu kleinen Akkuwarnsticker auf dem Paket verschicken – abzumahnen.

Diesen Aspekt hatten wir bereits am Anfang in die Diskussion eingeworfen, aber die vielen „Marktteilnehmer“, die das Schliessen der Gruppen gefeiert haben, wollten das nicht hören. Sie haben einfach erwartet, dass jeder der vorher auf FB etwas „Gebrauchtes“ gekauft hat, jetzt diese Ware „neu“ und am besten im eigenen Laden kaufen wird. Der „Guru“ hat das sogar in seinem Artikel, in dem er diesen Schritt eigentlich feierte, wenigstens teilweise richtig erkannt: “ …Häufig geht es dabei gar nicht darum, ein paar Euro zu sparen. Denn die meisten dieser Dampfer haben bereits zwanzig Geräte in der Vitrine. Und ein Umsteiger, also ein Raucher, wird keine Sammelbestellung über Facebook aufgeben…. „(2).

Nur leider ist die Erwartung, die viele an diesen Schritt geknüpft hatten, nicht eingetreten.

Wenn ich sehe, dass ca. 1/3 der Dampfer (in der Blase) angeben, aufgrund der Verkaufsproblematik weniger zu kaufen, wirkt sich das merklich aus. Wie Joey es sehr richtig erfasst hat, sind das Kunden, die nicht wie der „Ottonormaldampfer“ 2-3 Kits haben und ein paar Liquids und Coils regelmässig nachkaufen. Den „Normalen“ macht die Existenz oder Nichtexistenz von Flohmarktgruppen kein Kopfzerbrechen. Betroffen war genau die Kundschaft, die in den letzten Jahren „horrende“ Summen für Hardware ausgegeben hat!

Und das nicht nur in China und an der Steuer vorbei sondern auch im hochpreisigen Segment!

Das Verbot betrifft ja nicht nur die Verkäufe von Neuware! Das hätten wir zu 100% verstanden und auch durchaus gut geheissen! Aber selbst die reinen Tauschgruppen sind ebenfalls verschwunden … Auch wenn wir selbst – gerade im Liquidbereich – nie viel getauscht haben, ist uns durchaus bewusst, dass viele alles, was ihnen nicht geschmeckt/gefallen hat, einfach vertauscht haben! Da fällt einem der „Blindkauf“ natürlich wesentlich leichter.

Dessen waren sich auch einige Hersteller bewußt, die eigene Gruppen für solche Tauschaktionen betrieben haben. Natürlich nicht, weil sie „gute Menschen“ sind, sondern im Wissen, dass dadurch die Bereitschaft erhöht wird, neue Produkte im Orginal zu kaufen. Dass ein Neu- und auch Altkunde „spontan“ mal zugreift, wenn das Produkt wieder im Shop steht – da das finanzielle Risiko gering ist – war bei vielen ein wichtiger Verkaufsmotor!

Bis zum Sommer 2019 konnte man viele Produkte, die man sich zum probieren gekauft hatte, recht einfach und „relativ“ preisstabil wieder verkaufen/tauschen. Seit Juli/August sieht das bis auf ganz wenige Ausnahmen und limitierte Sachen anders aus. Bei diversen Herstellern aus dem EU-Raum sind die Preise für gebrauchte Produkte fast direkt in sich zusammenbrochen. Bei gewissen RTA/RDA/Mods, die vorher fast schon stabile Geldanlagen waren (da sie neu quasi dauerhaft ausverkauft waren und auch heute noch sind), muss man jetzt froh sein, 50% vom Kaufpreis in den verblieben Verkaufsplattformen zu erzielen – wenn man überhaupt einen Abnehmer findet.

Hier greift also wieder eine Abwandlung des Satzes, der schon im ersten Marktartikel einer der Kernsätze war:

Ist der HWV erstmal besiegt, ist der Kunde verloren, und es ist sehr schwer ihn wiederzugewinnen.

Besonders schwer ist es, wenn der HWV vom vollen Schrank besiegt wurde. Viele haben die 300-400 Euro monatlich, die sie verqualmt haben, komplett in ihr neues Hobby „Dampfen“ gesteckt.

Hinweis

Uns ist natürlich bekannt, dass keiner der Anbieter in D an dieser Problematik „Schuld“ ist. Keiner hat hier etwas „falsch“ gemacht. Die Marktteilnehmer in D sind eher die Opfer. Das ändert jedoch nichts an den realen Folgen. Natürlich gibt es immer noch Marktsegmente, in denen die Preise auch gebraucht relativ stabil sind, primär im extrem limitierten und reinen Sammlerbereich. Aber dieser Bereich ist so klein, dass er kaum Auswirkungen auf die Masse hat.

Fazit

Natürlich ist das allein auch kein Grund, aus dem ein Offliner in eine Schieflage kommt. Es ist aber ein weiterer kleiner Tropfen im kleinen einstelligen %-Bereich, der im Fass der Probleme landet. Es gibt nicht den „einen“ Grund der schwierigen Marktlage, den so viele „beschwören„. Wir haben eine Sammlung von ganz vielen kleinen Problemen und Veränderungen auf dem Markt, die zusammenkommen und sich als Summe dann doch massiv auswirken.

Eventuell wäre es sinnvoll, wenn einer oder alle Verbände hier mit einer gemeinsamen Plattform Abhilfe schaffen würden, zum Wohle aller.

Denkt bitte einmal darüber nach und hinterlasst uns gerne auf Facebook einen Kommentar dazu

(1) https://www.facebook.com/groups/DampferHorizont/permalink/2732100843549363/

(2) https://www.vapers.guru/2019/07/27/die-dampfer-sind-doch-selber-schuld/