Flüssiges, der Handel und die Steuer

Mir tun aktuell die „Dampfwarenfachhändler“ etwas leid.

Im Speziellen die Offis.

Man steckt in einer ganz blöden Lage und kann selbst wenig dagegen machen. Die Lieferkette versagt auf ganzer Linie, und man ist dem komplett ausgeliefert. Aufgrund diverser Regulierungen der letzten Jahre ist man selbst bei vielen EU Herstellern auf einen deutschen Importeur als Shop angewiesen. Und die sehen sich oft weniger als „neutraler“ Großhandel/Distributor, sondern eher als Lenkungsinstanz der Branche.

Ich schätze das >90% der „Marken“ im Short-/Longfillbereich zu Februar 23 komplett verschwinden. Auch werden einige (zumindest vorerst) nur noch 10ml anbieten.

Aktuell sieht es sogar nach noch mehr aus, aber ich bin mir sicher, da kommen einige wieder, wenn auch verspätet.

Peinlich

Es ist Ende Januar 2023. Wir sind mitten im Abverkauf. Offensichtlich haben sich viele (besonders Online-) Shops (genau wie ich auch) sehr stark verkalkuliert, was den „Bunkerbedarf“ angeht. Dazu kommen noch Unmengen an Ladenhütern.

Und viele Kunden wissen gar nicht, was auf sie zu kommt.

So wirklich seriös informiert haben bei Weitem nicht alle Shops. Manche verbreiten jetzt noch, das Ganze sei 6 Monate verschoben.

Das ändert aber nichts dran, dass mir kaum ein Händler (Ausnahme sind hier die mit primär Eigenmarken) wirklich sagen kann, was es in ein paar Wochen in den Regalen gibt. Natürlich ist bei ein paar wenigen Sorten schon klar, dass es sie zumindest als 10ml Fertigliquids weiter geben wird und ein paar andere werden auch weiter Longfills anbieten. Aber bei >90+% des aktuellen Sortimentes hat man keine verlässlichen Aussagen.

Als ich vorhin das Sortiment eines Distris noch mal durchgegangen bin, waren das keine 50 Sorten von nur knapp 2 Handvoll Marken und real keiner Handvoll Hersteller, die ich als Longfill „mit Steuermarke“ bestellen könnte. Mehr als die Hälfte davon sind Vorbestellungen mit Lieferdatum Ende Februar oder später. Und das sind oft Sorten gewesen, die (zumindest hier im Umkreis) nicht so besonders gut laufen.

Alles andere fällt erstmal weg.

Auf die Peinlichkeit mit den „Bottle in Bottle“ möchte ich hier gar nicht eingehen.

Selbst beim „Einwegmüll“ wird noch viel ohne Steuer, aber dafür zumindest etwas reduziert, den Händlern angeboten.

Wie kann das sein?

Der Offliner ist drauf angewiesen, etwas im Regal stehen zu haben. Der kann nicht, wie das Onliner können, mal fix auf Dropshipping ausweichen für die Übergangszeit. Er muss sich aktuell entscheiden, entweder schon mehrheitlich leere Regale zu haben ODER das Risiko selbst tragen, das ganze in knapp 2 Wochen auf eigene Kosten entsorgen zu lassen. Und dazu einen Abverkauf zum oder sogar unter EK zu führen! Denn das machen auch viele Onliner aktuell und der Kunde kann sein Geld nur einmal ausgeben.

Das wird enden wie 2017 mit der TPD2 ….

Am Tag nach dem Abverkauf waren die Regale relativ leer, weil man die Anmeldung und Produktion von passender Neuware verpennt hat.

Und treffen wird das den Offliner wie so oft viel härter als den Onliner. Und der Großhandel lacht. Der kann jetzt quasi für jeden weiter existierenden Offi noch mal eine komplette Shopausstattung an Flüssigem verkaufen 🙂 .

Und das aus dem kleinen Sortiment, das überhaupt lieferbar ist. Eine Wahl hat der Offi kaum, wenn er weiter seinen Laden betreiben möchte. Dazu braucht er Ware, die er legal verkaufen kann. Und da ist die Qualität der Ware weniger wichtig, als dass es sie überhaupt lieferbar gibt!

Und da kann man die Schuld NICHT auf die Politik schieben.

Das ist hausgemacht.

Was muss alles schief laufen, damit man mit 1,5 Jahren Vorlauf immer noch nicht liefern kann?

Wenn jetzt die große Pleitewelle kommt, dann liegt das nicht an der Steuer, sondern daran, dass der Shop keine Ware hat. Zumindest nicht die Ware, die der Kunde möchte!

Und der Großhandel stößt sich daran gesund dass jeder, der auch nur versucht weiterzumachen, sich einmal komplett neu eindecken muss!

Sorry… So sehe ich das halt, was da grade passiert. Spätestens ab Herbst 2022 hätte Neuware verfügbar sein müssen. Und der Shop entscheidet, was er SICHER noch vor der Steuer loswird und daher noch steuerfrei einkauft und was er schon versteuert kauft, weil er sich nicht sicher ist.

Ob das ganze Versagen hier Absicht der Distris ist, um die eigenen Lager besser abzuverkaufen oder einfach Unfähigkeit, möge jeder für sich entscheiden.

Euch noch einen schönen Sonntag, und wir lassen uns mal alle überraschen, wie schlimm die Regale am 13.2.2023 aussehen. Ich sage voraus „noch schlimmer“ 🙂