In den Dampfergruppen auf Facebook ist gerade ein bestimmter Verdampfer ständiges Thema: Der Mato, ein single Topcoiler, entworfen von einem deutschen Youtuber, hergestellt in China. Ohne näher auf den Verdampfer eingehen zu wollen, ist seine Ankündigung, seine Auslieferung, seine Bewerbung und seine Besprechung (wieder einmal) ein typisches Beispiel für das, was in der Dampferszene schiefläuft. Eine sachliche Auseinandersetzung ist nicht möglich, „man“ hasst oder liebt ihn und beurteilt danach alle, die sich dazu äußern. Ähnliches gab es in der Vergangenheit auch mit anderen Verdampfern, sei es die TFV Reihe, die Brunhilde und viele andere. Der Mato dient hier als das aktuelle Beispiel.
Die Vorgeschichte
Die angekündigte und sehnlich erwartete Auslieferung des Verdampfers mußte unter anderem verschoben werden, weil „die Chinesen die Dochte nicht entsprechend den Vorgaben gefertigt hatten, so dass Probleme auftraten“. Die Chinesen können Dochte fertigen, z.B. für den Ulton Korina. Die laufen ohne Probleme. Ob und warum sie es beim Mato tatsächlich verlernt haben, bleibt Spekulation. Man sollte aber nicht versuchen, 3,05-3,1 mm dicke Dochte in 3 mm Löcher zu stecken und dann auf eine funktionierende Kapillarwirkung hoffen! Der genannte zweite Grund war, dass die gelieferte Menge nicht reicht, um die Vorbestellungen abzudecken und daher der 2. Batch abgewartet wird, der nur ca. 2 Wochen später eintreffen soll, zusammen mit neuen 2.5 mm Dochten. Die liefern zwar passend Liquid, aber stehen nicht gerade im Tank und sehen daher eher bescheiden aus. Wieso man da keine 2,9 mm genommen hat? Das weiss wohl keiner.
Das Review
Immerhin war ja bereits einige Wochen vorher ein „Review“ eines der „großen“ Youtuber über den Mato erschienen, das vor allem dadurch brillierte, dass es mehrfach von Youtube gelöscht wurde – kein Wunder, die Regeln der Plattform untersagen ganz klar jede Werbung für und Links auf E-Zigaretten und Zubehör.
Der betroffene Influencer, der u.a. mit solchen Videos seinen Lebensunterhalt bestreitet, war jedoch bis dahin nicht in der Lage, diese Regeln zu lesen oder zu verstehen. Stattdessen spekulierte er in etlichen Livesendungen auf Twitch und Youtube in mehr oder weniger unflätiger Form darüber, dass „Neider und Hater“ anscheinend immer wieder dafür sorgen, dass seine hilfreichen Erklärvideos gelöscht werden. Seine Fanboys stimmten ihm ebenso wenig reflektiert zu und wollten gern den „verantwortlichen Meldemuschis auf´s Maul hauen“. Denn selbstverständlich ist es ja keine Werbung, wenn jemand in den höchsten Tönen einen Verdampfer anpreist und unter das Video entgegen den YT Richtlinien Links auf Dampfershops packt.
Erst mehr oder weniger dezente Hinweise anderer Youtuber auf die MÖGLICHKEIT, dass VIELLEICHT der selbst kreierte Regelverstoß Grund für die Löschungen sein könnte, ließen diesen Rant auf die Plattform an sich umschwenken. Wir haben nicht verfolgt, wie Twitch (ebenfalls ein amerikanisches Unternehmen mit den dazu passenden Regeln gerade bezüglich der Dampfe) inzwischen mit dem Thema umgeht, vermuten aber, dass sich auch dort noch interessante Entwicklungen ergeben werden. Oder dass Youtuber doch noch lesen lernen! Über die Terminverschiebung und die Gründe wurde ein Erklärungs- und Entschuldigungsvideo des Youtubers, der den Mato entworfen hat, für die Community erstellt.
Hall of Vape
Jedenfalls sollte der Mato ab dem 20.11.2019 erhältlich sein. Und man entschuldigte sich ausdrücklich, dass es leider nicht zur HoV in Hamburg reichen wird und betonte, wie leid einem das tut. Zur Freude der einen und zum Ärger der anderen Marktbeteiligten gab es plötzlich doch schon auf der HoV am 16. und 17. 11. einige Exemplare käuflich zu erwerben. Die (berechtigte) Verwunderung über diese nicht eingehaltene Vereinbarung wurde auf Facebook in zwei neuen Videos des Verantwortlichen thematisiert, wobei in dem ersten (Samstag Abend) versichert wurde, dass es sich „nur“ um 250 vorab an einen einzigen Händler auf der HoV gelieferte Exemplare einer Sonderedition handelte. Im zweiten Video wurde dann krampfhaft nach einer Erklärung dafür gesucht, warum auch bei anderen Anbietern normale Editionen bereits erhältlich waren.
Am Ende wurde den Kunden und Shopbetreibern, die es nicht so toll fanden, dass ein gerade mal eine Woche altes Statement nicht eingehalten wurde, vorgeworfen dass die paar Tage ja nichts ausmachen und man das nicht so eng sehen sollte. Kann man so machen, ist dann aber…. 😉 . Besser wäre gewesen, den Kunden einfach die Wahrheit zu sagen!
Für die Händler in und um Hamburg war es natürlich auch etwas bitter, denn deren Kunden hatten vorbestellt und stornierten jetzt teilweise ihre Bestellungen, weil sie ja bereits auf der Messe ihren Mato gekauft hatten. Vapers Insight hat bereits an anderer Stelle darüber berichtet, dass etliche Shops aus verschiedenen Gründen mit massiven Umsatzeinbrüchen zu kämpfen haben – die Variante, den eigenen Kollegen das Geschäft kaputt zu machen, war jedoch neu.
Die glücklichen Käufer
Die auf der HoV gekauften Matos hatten „teilweise noch die fehlerhaften Dochte verbaut“ und keine funktionierenden Ersatzdochte als Zubehör. Bei den zum normalen Release am 20.11. erhältlichen Exemplaren lagen die „richtigen“ Dochte zum Austausch bei. Die „richtigen“ sind hier die 2,5mm, die meist schief im Tank stehen. Diese Handhabung ist wieder einmal fast einzigartig.
Nein, das ist kein Paradoxon – fast nur in der Dampferbranche werden immer wieder halbfertige oder reparaturbedürftige Waren an den Endkunden zum vollen Preis verkauft. Hat jemals jemand eine Digicam (oder ein Handy oder auch nur einen simplen Reisdämpfer) mit von vornherein als fehlerhaft bekannten Features gekauft? Oder in den Baumarkt gehen müssen, um passende Teile zu besorgen und selbst einzubauen? Oder beiliegende Austauschteile selbst einbauen müssen? Wohl eher nicht!
Die Kritik daran wurde (natürlich wieder) als unverschämter Angriff und Neid bzw. Hate bezeichnet – wie kann man auch erwarten, dass ein Chinaverdampfer, der mit rund 50€ eher im oberen Preissegment für Chinaverdampfer (nicht abwertend gemeint!) spielt, „einfach so“ funktioniert? Allerdings können wir ebensowenig nachvollziehen, warum man unter diesen klar formulierten Vorgaben überhaupt so eine Ware kauft…
Die Community
Ein großer Teil der Postings in den Facebook-Gruppen befasste sich direkt nach dem Release mit dem Mato. Fotos auf allen möglichen Akkuträgern in allen möglichen Farben, Diskussionen über die besten Coils, enthusiastische Loblieder über 5 Minuten vorher gekaufte und noch nichtmal gewickelte Matos (#beschte!!!), ebenso aufgewühlte Verzweiflungspostings wegen Nachflußproblemen, Dochtproblemen (na sowas, da konnte ja keiner mit rechnen!) und nicht vorhandenem Geschmack überschwemmen die Timeline.
Die Abhilfevorschläge einiger „Experten“ lassen wieder einmal jeglichen Sachverstand vermissen. Vor allem aber ist die Idee, dass man bei einem neuen Verdampfer möglicherweise nicht gleich mit der ersten Wicklung das Optimum erzielt, für einige User anscheinend völlig abwegig. Jeder Themenersteller hält sich selbst für das Mass aller Dinge („MEIN Mato läuft einwandfrei und schmeckt viel besser als alle Highend Verdampfer, die ich mir sowieso nicht leisten kann (oder will)!“ oder „Der Mato läuft überhaupt gar nicht, die Dochte passen alle nicht, und ich fühle mich betrogen, obwohl genau das vorher so kommuniziert wurde!“), die jeweiligen Gegner oder Fans bekriegen sich gegenseitig innerhalb kürzester Zeit weit weg vom Thema, dafür aber in persönlichen Angriffen unter der Gürtellinie.
Youtube-Kommentare und die Facebook-Gruppen
Gar nicht lange hat es gedauert, bis eine Youtuberin die Dochtproblematik aufgegriffen und den Mato als Fehlkonstruktion bewertet hat (1). Auch dabei geht es uns nicht um den Inhalt des Videos (obwohl wir der Argumentation, dass es unprofessionell ist, ein fehlerhaftes Produkt wissentlich an den Endkunden zu liefern, durchaus folgen können – deswegen jedoch den ganzen Verdampfer als „Fehlkonstruktion“ zu bezeichnen, ist wenig differenziert!), sondern um die Reaktionen und die Art der Kommunikation – sowohl in den Kommentaren auf Youtube als auch auf Facebook.
Es entbrannte eine wahre Schlacht an Videos und Gegenvideos (2) (3) (4), Beschuldigungen und Gegenbeschuldigungen und Wortgefechten zwischen den Fanboys der einen und der anderen Seite, die zunehmend nicht mehr den Mato zum Inhalt hatten, sondern in persönlich-menschliche Angriffe abdrifteten. Völlig absurde Kriterien wurden herangezogen, jeder Kommentator kennt jemanden, der aus fachlicher Sicht bestätigt, dass der jeweilige Gegner keine Ahnung hat – und das alles begleitet von „Daumen runter“-Bewertungen auf Youtube und Spekulationen über den früheren Beruf der Kritikerin (die übrigens beruflich viel näher an der Hardware steht als viele andere!). Wenn man also ein Thema nicht argumentativ widerlegen kann, sucht man sich willkürlich eine persönliche Schwäche und versucht an dieser Stelle zu punkten? Auch wenn jemand nicht gekämmt ist oder seinen Keller nicht aufgeräumt hat, weil er darin seinem Hobby nachgeht, passen 3,05 mm dicke Dochte immer noch nicht in 3 mm große Löcher – #isso!
Fazit
Der potentielle Käufer des Mato sitzt derweil fassungslos vor seinem PC. Ein Lösungs- und Erklärungsvideo des Entwicklers ist zwar eine nette Sache – aber warum wurde nicht vor dem Verkauf an den Schwachstellen gearbeitet und der Verdampfer in einwandfreiem Zustand ausgeliefert? Sind wir die Beta-Tester für Dampf-Produkte? Möchten wir das sein? Vergessen wir das einfach, sobald wir einen live Boxkampf der Youtuber auf einer Messe beobachten dürfen? Oder denken wir, dass gerade in diesem Fall immer der Richtige sein Fett weg bekommt, egal wer es ist?
Wie wirkt der Umgang innerhalb der Branche auf Außenstehende? Sind Absprachen gar nichts wert und man kann jeden „Mitbewerber“ nach Belieben in die Pfanne hauen, solange der eigene Profit stimmt?
Fragen über Fragen – manche Marktteilnehmer sollten mal darüber nachdenken!
Der Mato ist übrigens ein recht gelungener Verdampfer. Wenn die kinks und bugs ausgebügelt sind…. 😉
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(1) https://www.youtube.com/watch?v=q7WqpUyuEnE
(2) https://www.youtube.com/watch?v=lctH_qMfFi8